Hier finden Sie Informationen zu wichtigen Ereignissen der Dorfentwicklung
Quellen:
Protokolle der Sitzungen der Gemeindevertretung Todtenhausen
Chronik des Dorfes Totenhausen (angelegt im August 1880)
Chronik der Gemeinde u. I. Schule Todtenhausen (angelegt im Jahre 1908)
Chronik der Gemeinde u. II. Schule Todtenhausen (angelegt Juni 1908)
Tageszeitungen „Bote an der Weser“ (BW) und „Mindener Tageblatt“ (MT)
Erstellt 2018 / 2019 durch Wilhelm Ulrich Seele
Nach Wilhelm Stühmeier (1978) wird Todtenhausen im Jahre 1028 als Dodanhasun erstmals urkundlich erwähnt (Dodan bzw. Todo = germanischer Personenname und hasun = hausen).
Birgit Meineke (2015) datiert die Ersterwähnung auf 1319 als Todenhusen (Ableitung aus: Zu den Häusern des Todo).
Todtenhausen gehört zum Bistum Minden und hier zum Einzugsbereich des St. Marienklosters.
1530
Reformation in Minden - Todtenhausen wird evangelisch.
1618 - 1648
Der Dreißigjährige Krieg bringt auch über Todtenhausen Not und Elen.
1649
Die „Bauerschaft" Todtenhausen kommt zu Brandenburg-Preußen.
um 1650
Der Große Kurfürst (Friedrich Wilhelm v. Brandenburg) hat um 1650 die Einrichtungen von „Winkelschulen“ in den an Minden angrenzenden Bauerschaften angeordnet. Welche Hofstätte für Todtenhausen gewählt wurde ist nicht nachzuweisen. Die oft erwähnte Stätte „Hilgemeyer Todtenhausen No48“ kann es nicht gewesen sein, sie ist erst ca. 80 Jahre später durch den Schulmeister Hilgemeyer gegründet worden.
Über die Entstehung der gemeinsamen Schule Todtenhausen/Kutenhausen gibt es auch in der ältesten Schulchronik keine Hinweise. Auf der Schulglocke, die laut Inschrift 1653 gegossen wurde, steht „Zur Ehre Gottes für die Dörfer Todtenhausen und Kutenhausen“, was gleichbedeutend ist für „eine Schule für beide Dörfer“. Wahrscheinlich entsteht um 1653 in Todtenhausen eine Winkelschule, vermutlich in einer alten Scheune oder einem Wohnhaus, und zwar dort, wo später die Friedenseiche gepflanzt wurde. Damit haben Todtenhausen und Kutenhausen einen gemeinsamen Versammlungsort für Predigt, Schule und andere Angelegenheiten.
1682
40 Höfe im Bereich der Bauernschaft Todtenhausen werden nach der Höhe ihrer Ablieferungspflicht fortlaufend
nummeriert.
um 1731
Bau der Großenheider Königsmühle (alter Name: Schwarzenbreder Windmühle) durch Balthasar Kloth von der Stätte Todtenhausen Nr. 20.
1759
Todtenhausen ist hauptsächlich im Ortsteil Wallfahrtsteich ein Kampffeld der „Schlacht bei Minden". Durch die Niederlage der Franzosen wird das Mindener Land wieder frei. Die Schlacht entscheidet das Schicksal des nordamerikanischen Kontinents zu Gunsten Englands.
1768
In Todtenhausen existieren 56 Hofstätten mit 322 Einwohnern.
1804 - 1815
Todtenhausen kommt unter Napoleon zum „Königreich Westfalen". Mit der Einführung des „Code Napoleon“ werden zwar die Leibeigenschaft und die Zehntpflicht aufgehoben, doch andere erdrückende Abgaben und Einschränkungen werden der Bürgerschaft auferlegt.
1804
Am 15. April 1804 wird Lehrer Franz von Pastor Bade in sein Amt eingeführt.
1807
Das Schulhaus wird nach Süden durch den Anbau eines Wohn- und Schlafzimmers für den Lehrer erweitert.
1809
Der Bauernaufstand in Todtenhausen.
1815
Todtenhausen kommt wieder unter preußische Verwaltung. Der Zehnte muss nachgezahlt werden, was zu einer großen Verarmung führt.
1825
Ab dem 1.4.1825 wird die sogenannte „Land-Fuß-Boten-Post“ eingeführt. Die Zustellung erfolgt zwei Mal wöchentlich.
1841
Wegen hoher Schülerzahlen wird Kutenhausen schulisch von Todtenhausen getrennt und erhält eine eigene Schule.
1855
Die Bürger lehnen den Bau einer Chaussee von Minden nach Petershagen durch ihr Dorf ab, da sie befürchten, dadurch würden viele Bettler nach Todtenhausen kommen. So wird die neue Kreischaussee ganz außerhalb des Dorfes gelegt (heute: B61 /Todtenhauser Str. bzw. Bremer Str.).
1858
Die Holländer Windmühle (Valentinsmühle) am Weserhang wird in Betrieb genommen.
1859
Für die Errichtung des Denkmals zur Erinnerung an die Schlacht bei Minden spenden auch Todtenhauser Bürger. Anlässlich der Hundertjahrfeier der Schlacht wird das Denkmal am 1.8.1859 eingeweiht.
1863
Der Friedhof wird um 2 Spint Land (500 m²)erweitert.
1868
Auf der Hochzeit des Colons Schwier Nr. 8 am 19.07. werden die Tochter des Lehrers Ovenbeck und die Tochter des Colons Schwier Nr. 48 durch einen Blitzstrahl getötet und ein Sohn des Lehrers verletzt.
1872
Es erfolgt die Ausschreibung für den Bau eines Armenhauses in Todtenhausen (heute: An der Haselbeke).
Ein Gerichtsurteil verpflichtet alle Neubauer in Todtenhausen zur Abgabe von jährlich 2 Eiern und 0,25 Mark an den Lehrer für das Schlagen der Betglocke und das Halten der Betstunde, so lange ihre Häuser nicht abgebrochen sind.
Beim Königlichen Kreisgericht wird ein Grundbuchamt eingerichtet, das auch für Todtenhausen zuständig ist.
1878
Die Dörfer Kutenhausen und Todtenhausen (bislang schon auf die Mariengemeinde in Minden hin orientiert) kommen offiziell zur Mariengemeinde.
Die Schul- und Gemeindevertretungen beschließen, das alte Schulhaus durch ein neues zu ersetzen. Mit Zustimmung der Regierung wird der Bau im Herbst in Angriff genommen; als Bauplatz wählt man den nördlichen Teil des Schulgartens (heute: Schulstr. 3).
1879
Am 9. bzw. 11. September wird die Glocke vom Turm der alten Schule abgenommen und in dem der neuen Schule aufgehängt. Die Schule wird am 21. September eingeweiht und am 10. Oktober endgültig bezogen. Das alte Schulhaus wird abgerissen und der Platz als Gartenland verwendet.
1880
Der „Alte Valentin“
Nach der Volkszählung vom 1.12. leben in Todtenhausen 1.065 Personen (männlich = 508 / weiblich = 557).
1881
In diesem Frühjahr wandern aus unserem Dorf 40 Personen nach Amerika aus.
1882
Die Viehversicherungskasse wird gegründet.
1884
Ab dem 1.4. verkehrt zwischen Minden und Todtenhausen täglich eine „Botenpost mit unbeschränkter Beförderung“.
1885
Wegen einer zwei Monate andauernden Masern-Epidemie muss der Unterricht an der Schule fünf Wochen lang ganz ausfallen.
1886
Der im Jahre 1884 von der Gemeinde beschlossene Chausseebau von Minden über Kutenhausen und Todtenhausen nach Petershagen wird fertig gestellt (heute: Kutenhauser bzw. Nordholzer Straße).
1887
Eine neue fahrende Postverbindung zwischen Todtenhausen, Friedewalde und Minden wird eingerichtet.
1888
Es wird erneut eine Erweiterung des Friedhofes erforderlich. 41 Personen sterben an Typhus.
1889
Die Postbehörde erweitert das Fernsprechsystem. Todtenhausen, bisher nur mit Minden und Petershagen verbunden, wird auch mit Kutenhausen, Stemmer und Friedewalde verknüpft, so dass nun die nördlich und westlich gelegenen Dörfer alle mit der Kreisstadt Minden telefonisch verbunden sind.
1890
Die unbeständige Witterung begünstigt die Ausbreitung verschiedener Krankheiten in Todtenhausen: die Influenza (Russische Grippe), Masern, Frieseln (Hitzeausschlag) und Diphtherie, unter der besonders die Kinder zu leiden haben.
Die Zahl der Schulkinder ist auf 280 gestiegen. Die Gemeinde beschließt daher am 26. März den Bau einer zweiten Schule im westlichen Teil des Dorfes, damit die Wege für einen großen Teil der Kinder abgekürzt werden können; die Grundsteinlegung erfolgt am 14. Mai.
1891
Der Unterricht im Neubau der zweiten Schule auf der Großenheide wird am 1.4. aufgenommen. Damit ist die Gemeinde künftig in zwei Schulbezirke aufgeteilt: die alte Schule, mit zwei Lehrern besetzt, führt den Namen Todtenhausen I; die neue Schule, die nur einen Lehrer hat, wird mit Todtenhausen II bezeichnet.
1894
Die Ausschreibung für den Ausbau der Kreischaussee über Todtenhausen und Kutenhausen nach Stemmer wird durchgeführt (heute: Graßhoffstraße).
1895
Todtenhausen erhält ein Standesamt. Erster Standesbeamter ist der Landwirt Heinrich Kuhlmann Nr. 23.
1895 bis 1901
Die Dorfstraße (heute: Todtenhauser Dorfstraße) wird ausgebaut.
1897
Der Kriegerverein pflanzt am 27.01. die sog. „Friedenseiche“ in der Nähe der Schule I.
1898
Am 03.12. wird die Kleinbahnstrecke Minden-Uchte (über Kutenhausen und Todtenhausen) in Betrieb genommen
1899
27 Todtenhauser Bürger gründen den Spar- und Darlehnskassenverein, um "das Geld- und Kreditgeschäft zu pflegen, sowie den Sparsinn zu fördern." Kassengebäude ist die alte Schule von 1879. Erster nebenamtlicher Rendant ist Lehrer Pohlmeyer.
1900
Am 1.12. wird eine Volks- und Viehzählung durchgeführt. Danach ist die Zahl der Bevölkerung seit 1895 um 182 auf nunmehr 1.356 Personen gestiegen.
Es werden 210 viehbesitzende Haushaltungen ermittelt und 98 Pferde, 587 Stück Rindvieh, 2 Schafe, 1.945 Schweine, 187 Ziegen, 4.546 Stück Federvieh und 29 Bienenstöcke gezählt.
1901
Gründung des „Allgemeinen Arbeitervereins von Todtenhausen und Umgebung" (Vorgänger des heutigen SPD- Ortsverein Todtenhausen). Erster Vorsitzender ist Christian Reimler.
1901/1902
„Die Chaussee, die an der Schule II vorbeiführt“ (heute: Großenheider Straße) wird hergestellt. Sie wird in der Schulchronik als „4. Kunststraße“ bezeichnet.
1902
Todtenhausen und Kutenhausen werden selbstständiger Pfarrbezirk der St. Mariengemeinde Minden mit Pfarrer Heinrich Küppermann (1867 - 1959) als erstem Pfarrer. Diese Änderung bedeutet eine wesentliche Erleichterung für die Gemeindeglieder, da künftig regelmäßig Gottesdienste abwechselnd vor Ort in den drei Schulen der Dörfer Todtenhausen und Kutenhausen stattfinden.
Am 1. Oktober werden die sieben Bauern aus Todtenhausen (Haus-Nrn. 3, 9, 15, 21 ,22, 24 und 47), die kirchlich bisher nach Petershagen gehörten, und ein Besitzer aus Kutenhausen (Nr. 19), der nach Friedewalde eingepfarrt war, zur St. Mariengemeinde, Pfarrbezirk Todtenhausen, zugepfarrt.
Es erfolgt die Grundsteinlegung für ein Pfarrhaus, das 1903 fertig gestellt wird.
1903
An der Reichstagswahl nehmen 218 der 262 eingetragenen Wähler teil, welche folgendermaßen wählen:
Konservativ: 66; Christlich-sozial: 1; Nationalliberal: 19; Liberal: 12, Sozialdemokratisch: 119.
1 Umschlag ist leer.
1904
Die Gemeindevertretung von Todtenhausen beschließt zur Bestreitung der kommunalen Aufgaben bis auf weiteres eine höhere Lustbarkeitssteuer, und zwar von 16 Uhr bis 22 Uhr = 25 Mark, über 22 Uhr weitere 30 Mark und über 23 Uhr hinaus = 50 M.
1906
Der Friedhof wird in östlicher Richtung erweitert. Das Presbyterium der St. Mariengemeinde beschließt den Neubau einer Kirche für Todtenhausen und Kutenhausen. Im Spätherbst wird mit dem Bau begonnen; die Grundsteinlegung erfolgt am 02.12.1906.
1907
Der Freie Turnerbund Kutenhausen (FTB), einer der beiden Vorgängervereine der heutigen Spielvereinigung Kutenhausen -Todtenhausen 07 e. V. (SVKT), wird gegründet.
Am 21.04. gründet der Jünglings- und Männerverein einen Posaunenchor.
Am 18.12. wird mit einem festlichen Gottesdienst die Einweihung der Christuskirche durch Generalsuperintendent Zöllner gefeiert.
Die Kirche ist im romanischen Baustil ausgeführt und bietet Raum für ungefähr 600 Personen. Im Turmbereich ist der Altarraum vorgesehen. Altar, Kanzel und Taufstein sind Holzschnitzwerke.
Da der Bau noch nicht ordentlich ausgetrocknet ist, wird auf den Einbau einer Orgel bewusst verzichtet. Eine geliehene alte Orgel ersetzt sie (noch bis 1915). Der Turm hat ein vergoldetes Kreuz, einen vergoldeten Wetterhahn und ist mit drei Glocken ausgestattet. Die kleine Glocke spendet die Todtenhauser Spar- und Darlehnskasse. Zur Einweihung stiftet die Kaiserin die Altarbibel mit der eigenhändigen Inschrift: „Christus, der ist mein Leben, Sterben ist mein Gewinn“.
1908
Die Gemeindevertretung beschließt die Aufstellung eines großen Kreuzes auf dem Friedhof. Das Denkmal ist etwa 4 m hoch, steht ziemlich in der Mitte des Friedhofes und trägt die Inschrift „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ und im großen Sockelstein die Jahreszahl „1908“.
Das Kreuz wird beim Bau der Friedhofskapelle im Jahre 1930 wieder abgerissen.
Der Schützenverein "Zum grünen Walde" wird gegründet. Erster Vorsitzender ist Christian Rathert.
1910
Nördlich vom Friedhof (gegenüber der alten Schule) erfolgt der Neubau einer Schule mit zwei weiteren Klassenzimmern sowie mit zwei Wohnungen für Lehrer. Die Grundsteinlegung ist am 13.10.
Ein Jahr später, am 23.10.1911, wird die Schule eingeweiht.
1911
Das Dorf wird nach und nach an das Stromnetz angeschlossen.
Das Bahnhofshotel Uphoff wird eröffnet. Im Nebengebäude steht ein kleines beheizbares Zimmer für heimatlose Handwerksburschen bereit.
Auf Beschluss des Gemeinderates erhält der neue Spiel- und Turnplatz der Schule I an der Straßenseite ein dauerhaftes Frontgitter mit gemauertem Sockel, gemauerten Pfeilern und eisernen Gittern. Im Nebengebäude der Schule ist eine Badeeinrichtung mit 8 - 10 Brausen und einer Badewanne geplant.
1913
Am 23.1. wird das neu erbaute Gemeindehaus neben der Kirche feierlich eingeweiht.
Der Standesbeamte Heinrich Kuhlmann Nr. 23 legt krankheitshalber sein Amt nach 19 Jahren nieder. Als Nachfolger wird einstimmig sein Sohn und bisheriger Stellvertreter Ferdinand Kuhlmann gewählt. Neuer Stellvertreter wird Friedrich Schwier Nr. 5.
Die Zeit von 1914 bis 1933
1914 – 1918 Todtenhausen im I. Weltkrieg
Zum Jahresbeginn wird eine Krankenkasse nach dem Reichsversicherungsgesetz gegründet und zwar die Landkrankenkasse des Landkreises Minden in Minden. Todtenhausen gehört zur 6. Gruppe Amt Petershagen.
Die Gemeindevertretung verhandelt über die Gründung einer Fortbildungsschule. Die Vertretung ist für deren Einrichtung, falls dadurch keine erheblichen Kosten entstehen. Ein definitiver Beschluss über die Gründung der Schule erfolgt noch nicht.
In der Schulchronik wird erwähnt, dass die Verkoppelung der Gemeinde „rüstig voranschreitet“. Die Übernahme der neuen Pläne soll im Herbst nach der Abernte erfolgen. Dem Unternehmer Högt/Friedewalde wird der Auftrag in Höhe von rund 36.000 Mark für die Herstellung der Wege und Gräben erteilt.
Die Gemeindevertretung beschließt im Frühjahr, dass die elektrischen Anlagen in die Schulgebäude hineingelegt werden sollen. Die Beschaffung der Beleuchtungskörper ist allerdings vorläufig zurückgestellt.
Über den Erlass der Mobilmachung am 01.08. berichtet die Schulchronik, dass „in unserem Dorf eine feierliche, in sich gekehrte ernste Stille“ herrscht. Am nächsten Tage, einem Sonntag, heißt es:
„Still und ernst gehen die Leute in die Kirche; diese ist gedrängt voll. Nachmittags wird das Hl. Abendmahl ausgeteilt. Auf den Straßen sieht man fast keine Menschen.“
Es erfolgen nach und nach die ersten Einberufungen aus unserer Gemeinde. Todtenhausen erhält als Einquartierung Rekruten des Art. Reg. No.22 aus Münster, meistens Kriegsfreiwillige (Studenten und Gymnasiasten der oberen Klassen); im Oktober wird die Einquartierung von hier nach Minden verlegt.
Den Todtenhauser Bauernwerdenmehr als 30 Pferde abgekauft und gut bezahlt. Die Pferde fehlen allerdings bei der Ernte.
In der zweiten Hälfte des Jahres machen sich bereits die ersten Auswirkungen des Krieges negativ bemerkbar. Mehrere Zugverbindungen der Mindener Kreisbahn von und nach Minden fallen aus. Postsachen kommen nur noch einmal am Tag. Aus Angst vor französischen Spionen, die angeblich Brunnen vergiften sollen, stehen in Todtenhausen bewaffnete Posten bei der Gastwirtschaft Uphoff, bei Graßhoff, bei der Großenheider Windmühle und am Thorn. Trotz der vielen Einberufungen vollzieht sich die Lebenshaltung in unserem Ort normal; die Preise sind noch ähnlich wie in Friedenszeiten.
Zwei der drei Bronzeglocken der Christuskirche, gegossen von der Fa. Schilling Apolda, werden eingeschmolzen.
Zum Jahresende wird das Petroleum knapp (3 Liter werden monatlich zugeteilt). Wegen Kupfermangels kann der im südlichen und westlichen Teilen des Ortes begonnene Ausbau der Elektrizitätsversorgung nicht weiter betrieben werden; die Hauptleitung liegt bereits an der Verbindungschaussee bei der Kirche vorbei (heute: Graßhoffstraße).
Von der Gemeinde wird beschlossen, jedem Soldaten in Felde ein Weihnachtspaket zu übersenden.
1915
Im Laufe des Jahres werden zwei Chausseen gebaut, der Alte Postweg (heute: Schinkenkamp) und die heutige Düpestraße. Der Unternehmer, Pflastermeister Büttner aus Minden, hat die Erlaubnis erhalten, französische Gefangene als Arbeiter einzustellen. Der Weg von Gieseking 63 bis Wehking 13 heißt heute Franzosenweg, weil die Gefangenen diesen nach den Angaben in der Chronik der Schule II ganz hergestellt haben.
Im Neujahrsgottesdienst wird mitgeteilt: „Im Jahre 1914 wurden 11 Soldaten aus Todtenhausen in fremder Erde beerdigt“.
Der Gemeinderat fasst im Januar den Beschluss, „für sämtliche Leute, die aus hiesiger Gemeinde im Felde stehen, die Steuer während der Kriegszeit in Abgang zu stellen.“
Die Getreide- und Mehlvorräte im Ort sind bei der Ortsbehörde anzumelden. Bei Nichtbefolgung der Anordnung drohen bis zu 6 Monate Gefängnis oder eine Geldstrafe bis zu 1.500 Mark. Als Folge des Mangels darf nur noch „Kriegsbrot“ gebacken werden, d.h. Brot mit einem Zusatz von gekochten Kartoffeln, Kartoffelmehl, usw., und eine weitere Folge war die Einführung der Brotkarte.
Im Laufe des Frühjahres werden Gummi und Kupfer knapp. Daher werden diese Sachen beschlagnahmt und sind beim Wirt Vehlewald in Kutenhausen abzugeben.
Im Herbst heißt es im „Bote an der Weser“ u.a.: „Es besteht in dem Umfange ein Mangel an Petroleum, dass höchstens ein Fünftel des wirklichen Bedarfs für die Verbraucher geliefert werden kann. Jedermann handelt im eigenen Interesse und erfüllt zugleich eine patriotische Pflicht, wenn er für Gas- oder elektrische Beleuchtung selbst sorgt. Die geringen Mengen an Petroleum werden dem Kleinhandel zur Abgabe an die Verbraucher überwiesen.“
Von den Schulkindern der Gemeinden Kutenhausen und Todtenhausen werden in wenigen Tagen 11.600 Mk. für die Kriegsanleihe gezeichnet.
Der „Bote an der Weser“ berichtet im September über ein Gerichtsverfahren u.a.: „Wegen unerlaubten Verkehrs mit Kriegsgefangenen, der nahe an Landesverrat grenzt, hatte sich Stellmacher Christian Finke aus Todtenhausen zu verantworten. Er arbeitete mit französischen Kriegsgefangenen in der Stellmacherei Held & Franke. Unter den Gefangenen befand sich ein Dolmetscher. Diesem hat er auf wiederholtes Drängen 10 Generalstabskarten besorgt und dafür zehn Mark bekommen. Anhand dieser Karten ist es einem Gefangenen gelungen zu fliehen.“ Das Gericht sah darin nur eine grobe Fahrlässigkeit, verurteilte ihn jedoch „angesichts der Gemeingefährlichkeit“ zu drei Monaten Gefängnis.
Die Kartoffelernte ist sehr gut, die Höchstpreise bleiben aber bestehen. Die Heu- und Roggenernte ist reichlich. Die Viehpreise steigen rapide in die Höhe.
Der „Bote an der Weser“ berichtet im Oktober für Todtenhausen: „Aus unserem Orte sind 300 Mann zum Heere eingezogen. 25 sind gefallen und 5 werden vermisst. 15 sind bisher mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden“ und: „Der Frauen- und Jungfrauenverein in Kutenhausen und Todtenhausen sammelte bisher für die ostpreußischen Flüchtlinge 1080 Mark.“
1916
Die Versorgung der Bevölkerung verschlechtert sich. Zucker- und Seifenkarten werden eingeführt. Fleisch ist für Selbstversorger ab Mai überhaupt nicht mehr zu haben; Bedürftige in Minden erhalten wöchentlich pro Person ¼ Pfund. Die Brotration wird gekürzt.
Im März beschließt der Gemeinderat, mehrere Familien aus dem Wohltätigkeitsfonds zu unterstützen, u.a. auch Konfirmanden. Der „Bote an der Weser“ meldet unter der Überschrift „Kriegsanleihe-Zeichnungen“: „ Bei der Spar- und Darlehnskasse in Todtenhausen wurden 148 600 Mark, in Friedewalde 32 000 Mark und in Ovenstädt 52 000 Mark gezeichnet.“
Die Schulkinder sammeln im Sommer Brennnesseln, die zu Faser- und Webstoffen verarbeitet werden.
Anfang September werden Hausschlachtungen verboten, aber am 14.09. wieder freigegeben. Wer ein Schwein schlachten will, muss es allerdings wenigstens 6 Wochen im eigenen Stall gehabt haben.
Die Kartoffelernte fällt schlechter aus als angenommen. Die Verfütterung von essbaren Kartoffeln wird verboten. Die Rationierung der Grundnahrungsmittel schreitet im Laufe des Jahres weiter fort.
Obst wird beschlagnahmt. Weitere Waren werden durch Karten rationiert: Petroleum, Fleisch, Kartoffeln.
Ergebnis der Volkszählung in Todtenhausen vom 01.12.: 1.599 Personen (939 weibl., 636 männl.), 17 Urlauber und 7 Kriegsgefangene.
Ergebnis der Viehzählung: 80 Pferde, 585 Rinder, 1.604 Schweine, 344 Ziegen, 64 Gänse, 40 Enten, 3.336 Hühner.
1917
Im Januar stellt der „Bote an der Weser“ u.a. fest: „Die Steckrübe spielt in diesem Jahre bei uns eine besonders wichtige Rolle bei der Lösung der Ernährungsfrage. Sie ist in großen Mengen vorhanden, hat aber nur eine beschränkte Haltbarkeit“ und gibt den Lesern im weiteren Bericht Hinweise dazu, wie die Steckrübe durch Einmachen haltbarer gemacht werden kann.
Wegen der Ernährungsprobleme in den Großstädten werden im April in die Todtenhauser Schule II für die Dauer von vier Monaten acht Kinder aus Industriestädten aufgenommen, damit sie bei Selbstversorgern eine bessere Ernährung erhalten.
Den Sommer über kommen Einwohner aus der Stadt auch in unseren Ort, um Kartoffeln, Butter, Eier, usw. zu „hamstern“.
Die Korn- und Kartoffelernte ist in diesem Jahre besser als im Jahre 1916. Eine längere Dürre erbringt aber einen spärlichen Graswuchs, so dass diese Futtermittel als Grundlage der Milcherzeugung schlecht zu haben sind.
Weitere Bezugsscheine für Lebensmittel und Bekleidung werden eingeführt.
Aufgrund der schlechten Versorgungslage weist der „Bote an der Weser“ im Juli darauf hin, „dass Felddiebstahl nicht mehr mit den verhältnismäßig geringen Strafen der Feldpolizeiordnung bestraft wird, sondern mit den schweren Strafen des Belagerungsgesetzes.“
Zum Schlachten eines Schweines ist eine behördliche Genehmigung notwendig. Salz ist nicht mehr zu haben. Viele Leute fahren nach Bad Oeynhausen, um dort Salz zu Höchstpreisen zu kaufen.
1918
Im Januar werden Milchzentrifugen behördlich geschlossen; die Milch kann nur noch nach Minden an die Molkerei abgegeben werden. Hausschlachtungen werden verboten.
Den Sommer über wird wegen FutterknappheitLaub gesammelt und von der Brauerei Feldschlößchen gedörrt, gemahlen und zu Futterkuchen gepresst.
Schlechtes Wetter beeinträchtigt die Landwirtschaft. In Hocken stehender Hafer wächst aus und wird damit fast unbrauchbar. Auch der 2. Grasschnitt fällt schlecht aus; Futtermittel werden knapp. Es werden Bucheckern gesammelt, die ein gutes Öl liefern. Die Rückstände werden zur Tierfütterung verwendet.
Die Schulkinder werden in den letzten Monaten des Jahres zu allen Arten von Sammlungen und Arbeiten herangezogen. Wegen des damit verbundenen unregelmäßigen Schulbesuches ist ein regelgerechter Unterricht nicht möglich.
Am 11.11. endet der erste Weltkrieg mit dem Waffenstillstand von Compiègne.
In der Orts- und Schulchronik der Schule II heißt es: „Deutschland eine Republik - Kaiser und Kronprinz geflohen (Holland). Wer hätte das gedacht? Hier im Orte merkt man von dem Wechsel nichts; alles geht seinen geregelten Gang. Man hört wohl mal hier und da ein Wort des Bedauerns über den Kaiser sprechen, aber sonst ist man der frohen Hoffnung eines baldigen Friedens.“
Aus Todtenhausen sind 76 Soldaten im Kriege gefallen, und zwar:
im Jahr 1914 = 10 Soldaten
im Jahr 1915 = 21 Soldaten
im Jahr 1916 = 16 Soldaten
im Jahr 1917 = 15 Soldaten
im Jahr 1918 = 14 Soldaten.
Ihre Namen sind an dem 1962 neu errichteten Ehrenmal an der Schulstraße verzeichnet.
Eine ganze Anzahl von Soldaten aus Todtenhausen befindet sich noch in Gefangenschaft .Ein Großteil der Dorfbewohner ist arbeitslos.
1919 - 1932
Todtenhausen in der Weimarer Republik
1919
Im ersten Nachkriegsjahr steht die Gemeinde vor zwei großen sozialen Aufgaben. Zum einen ist eine ganze Reihe von Familien zu unterstützen, die durch Kriegsgefangenschaft von Angehörigen bedürftig werden. Zum anderen gibt es eine steigende Zahl bei der Arbeitslosigkeit.
An den ersten Gemeindewahlen im März nehmen 667 Wähler teil. Stimmenverteilung lt. Schulchronik: „rechts 356, links 311“. Folgende Personen werden in den Gemeinderat gewählt: „rechts“ = 5 Mandate: Schwier Nr. 105, Rohlfing Nr. 19, Schwier Nr. 56, Kruse Nr. 72, Rohlfing Nr. 131; „links“ = 4 Mandate: Rathert Nr. 204, Gieseking Nr. 215, Franke Nr. 114, Reimler Nr. 190.
Wegen der vielen Diebstähle wird im Frühjahr eine Gemeindewehr gebildet. 200 Freiwillige, die von abends 22 bis morgens 5 Uhr Wachdienst mit Infanteriegewehr leisten, melden sich.
Im Mai beschließt der Gemeinderat wegen deraugenblicklichen Wohnungsnot die Bildung einer Kommission, die berechtigt ist, in der Gemeinde Umschau zu halten, wo noch Wohnungen leer sind, die eventuell vermietet werden könnten. Damit zeichnet sich in Todtenhausen die Notwendigkeit einer Wohnungszwangswirtschaft ab.
Die Gemeinde genehmigt im Juni einen Baukostenzuschuss von 25.455 Mark für den weiteren Ausbau mit elektrischem Licht.
Im August bildet die Gemeinde einen Ortsausschuss für die Betreuung der Heimkehrer und der Familien, deren Angehörige noch in Kriegsgefangenschaft sind. Es wird eine Sammlung für die Kriegsgefangenen veranlasst. Bedürftige Familien bekommen Zuweisungen aus den Einnahmen der in den Kriegsjahren bei Grashoff stattgefundenen Wohltätigkeitskonzerte. Jeder Heimkehrer erhält 100 Mark; Kriegerfrauen, deren Männer noch in Gefangenschaft sind, erhalten einmalige Zuschüsse.
Zur Beschäftigung der Arbeitslosen werden sogenannte Notstandsarbeiten von der Gemeinde durchgeführt, wie Zusammenfahren und Zerkleinern von Backsteinen sowie Straßenbauarbeiten. Auch Kriegsbeschädigte können sich soweit wie möglich an den Arbeiten beteiligen.
Heinrich Schwier Nr. 8 wird einstimmig wieder zum Gemeindevorsteher und Standesbeamter Kuhlmann Nr. 1 (später Nr. 23) zum Stellvertreter gewählt.
Im Herbst kosten in Zentner Kartoffeln 7,25 M, in Schwein 1.271,25 M. Kohlen sind knapp, so dass die Schule I vorübergehend geschlossen werden muss.
Am Jahresende sind noch 20 Soldaten aus Todtenhausen in französischer Gefangenschaft.
1920
Die Lebenshaltungskosten (Verpflegung, Kleidung, Dinge des täglichen Bedarfs) steigen weiter. Ein 6-Pfund-Graubrot kostet 3,40 M, vier Monate später bereits 6,00 M. Die Gemeinde erhöht zum Jahresbeginn die Gemeindesteuer um 100%. Das Gleiche gilt für die Gewerbesteuer.
Hauptlehrer Pohlmeyer wird im April zum Rektor ernannt; die Schule wir 6-klassig.
Das aktuelle Telefonbuch von 1920 verzeichnet in Todtenhausen Telefonanschlüsse für folgende Personen bzw. Firmen: Landwirt v. Alwesleben Nr. 3, Ziegelei Giesting bei Grashoff, Bäckermeister Kuhlmann Nr. 212, Landwirt Rathert Nr. 2, Gemeindevorsteher Schwier Nr. 8 und Todtenhauser Spar- und Darlehnskassenverein Nr. 104.
Die zunehmende Erwerbslosigkeit erfordert die Wahl eines Erwerbslosen-Fürsorge-Ausschusses.
Im Juli wird der Gesangverein Westfalia gegründet.
Im Sommer wird jeder einzelne Betrieb im Einkommen von der Gemeindevertretung eingeschätzt, da nun die Gewerbetreibenden sämtlich zur Gewerbesteuer herangezogen werden sollen.
Ein Zentner Kartoffeln kostet inzwischen 25 M.
Im Dezember beschließt die Gemeindevertretung, in Todtenhausen eine Luxuswohnsteuerfür die Dauer eines Jahres einzuführen. Eine entsprechende Verordnung legt fest, wie viele Zimmer den jeweiligen Haushaltsangehörigen (Eltern, Kinder, Alleinstehende) zustehen und wie groß die Zimmer („Kubikinhalt“) sein dürfen. Dabei zählt alles Dienstpersonal als eine Person, unabhängig davon, wie viele Dienstboten vorhanden sind („Das Halten von mehr als 1 Dienstboten ist Luxus“). Gesinde, das ausschließlich zu landwirtschaftlichen oder gewerblichen Zwecken angestellt ist, sowie deren Räume finden dagegen keine Berücksichtigung bei der Berechnung der Luxussteuer. Die Hauseigentümer werden zur sofortigen Auskunft über die Zahl und Größe ihrer Räume und über Anzahl und Alter der Hausbewohner verpflichtet. Wer die steuerpflichtigen Räume der Gemeinde zur Einweisung von Mietern zur Verfügung stellt, ist von der Luxuswohnsteuer befreit, wobei die Gemeindevertretung den Mietpreis festsetzt.
Im Dezember genehmigt der Gemeinderat den Umbau des Spritzenhauses, das gegenüber auf die Westseite der Chaussee (heute: Graßhoffstraße) auf das Grundstück des Landwirts Wehking Nr. 27 gestellt werden soll.
1921
In der Gemeinderatssitzung vom 22.02. wird der Antrag der Regierung bezüglich der Entfernung der Kaiserbilder aus den Schulräumen verlesen. Nach längerer Aussprache erklären sich vier Schulvorstandsmitglieder mit der Entfernung der Kaiserbilder aus den Schulräumen einverstanden, wenn eine Verfügung von der Regierung ergeht, woraus klar hervorgeht, dass die Bilder zu entfernen sind. Ein Schulvorstandmitglied stimmt für die sofortige Entfernung.
Im März wird eine Sammlung für notleidende Großstadtkinder durchgeführt. Die Erhebung der Grund- und Gebäudesteuer wird auf 1.200 Prozent festgesetzt. Bei Gewerbe bleibt der Satz von 500 Prozent bestehen.
Im Mai erfolgt die Einweihung der Gedächtnistafel der Gefallenen aus dem Schulbezirk II. Die Tafel in der Schule II besteht aus 3cm dickem Glas mit Sandsteinrahmen. Kosten: 1400,- M.
Laut Verfügung des Telegrafenamtes soll die Gemeinde Todtenhausen an Petershagen angeschlossen werden. Es wird im Gemeinderat einstimmig der Beschluss gefasst, dass die Telefone wie bisher an Minden angeschlossen bleiben.
Am 07.08. wird das neue Kriegerdenkmal eingeweiht. Es herrscht allerdings Uneinigkeit zwischen dem Kriegerverein und dem Sozialdemokratischen Verein wegen der Gestaltung der Feier. Der Sozialdemokratische Verein nimmt schließlich an der Einweihungsfeier nicht teil und veranstaltet eine Woche später, am 14. August, eine eigene Trauerkundgebung mit Kranzniederlegung.
Im Gemeinderat werden im Dezember von der gewählten Kommission die Vorarbeiten bezüglich der Schätzung von Grund und Gebäude eingehend erläutert und einstimmig beschlossen, für das Etatjahr 1922 die Grund- und Gebäudesteuer nach dem gemeinen Wert einzuführen.
1922
Die zunehmende Inflation macht sich im täglichen Leben immer schmerzhafter bemerkbar. Die Lebensmittelpreise werden fast wöchentlich nach oben geschraubt. Ein 6-Pfund-Graubrot kostet inzwischen 20 M, für den Zentner Kartoffeln müssen 210 M bezahlt werden.
Der Gemeinderat beschließt im Oktober einstimmig, eine landwirtschaftliche Fortbildungsschule zu errichten. Es haben sämtliche aus der Schule entlassenen männlichen Personen 3 Jahre am Schulbesuch regelmäßig teilzunehmen. Die Kosten werden von der Regierung und dem Kreis Minden getragen, die Gemeinden haben nur die Kosten für Heizung und Licht zu erbringen.
1923
Die Geldentwertung treibt dem Höhepunkt entgegen. In der Schulchronik heißt es u.a.: „Kein Bauer, kein Handwerker, kein Gewerbetreibender will seine Ware für Geld hergeben; nur durch Tausch (Ware gegen Ware) ist etwas zu haben. Wöchentlich wird 2-, 3- auch wohl 4-mal Gehalt bezahlt. In Rucksäcken wird es von der Reichsbank oder den öffentlichen Kassen geholt, aber hat man das Geld in Fingern, so ist es nichts mehr wert, alle möglichen und unmöglichen Sachen werden gekauft, um nur die Papierlappen sobald als möglich los zu werden. Die Vermögen auf Kassen und Banken sind hin. Man rechnet nur noch mit Million, Milliarden, ja 1 M gilt zuletzt nur noch 1 Billion Papiermark.“
Zwei Beispiele zu dieser Aussage enthält das Protokoll von der Gemeinderatssitzung am 30.06.:
Bei dem Verkauf eines Grundstücks an einen Einwohner wird der Preis für den Morgen mit 12 Millionen M angegeben. Für einen Erbbegräbnisplatz zahlt ein Landwirt 30.000 M pro qm.
Bei einem nächtlichen Raubüberfall im April entsteht beim Landwirt Reckeweg am Wallfahrtsteich ein Schaden von rund einer Million Mark. Es werden Bargeld, Sparkassenbuch, Leinentuch und mehrere Stücke Butter gestohlen. Eine Stunde später wird das Gehöft Hormann (Schlingmanns) in der Nähe der Kirche von den gleichen vier Tätern überfallen. Sie können hier aber nichts erbeuten, da es den Hausbewohnern gelingt, die Täter durch Hilferufe zu verscheuchen. Die Staatsanwaltschaft setzt für Hinweise zur Ergreifung der Täter eine Belohnung von 75.000 Mark aus. Ein Maurer aus Kutenhausen wird am 22.02.1925 als Hauptverdächtiger festgenommen; er erhält als Strafe 5 Jahre Gefängnis sowie 3 Jahre Ehrverlust.
Als erster wirksamer Schritt zur Beendigung der Inflation wird Mitte Oktober die Deutsche Rentenbank gegründet, die Mitte November die ersten Rentenbankscheine ausgibt. Parallel dazu zirkulierte die Papiermark zu einem festen Umrechnungskurs zum US-Dollar und zur Rentenmark. Dabei entsprechen 4,2 Billionen Papiermark 1 US-Dollar oder 4,2 Rentenmark. Das Vertrauen der Bevölkerung in diese neue Übergangswährung nimmt rasch zu.
1924
Der Gemeinderat beschließt zum Jahresbeginn, dass die sogenannte Preußensteuer, d. heißt, 100 % der Grundvermögensabgabe umgerechnet nach der Gemeinde-Grundwertsteuer, vierteljährlich als Gemeindesteuern erhoben wird.
Im Februar wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Vom 1. April d. J. soll eine Hundesteuer seitens der Gemeinde erhoben werden, und zwar dergestalt, dass für den ersten Hund 4 M. pro Jahr, für den zweiten 8 M. und für jeden weiteren Hund das Doppelte erhoben wird.
In einem Protokoll der Gemeindevertretung werden als Gemeindevertreter genannt: Wilhelm Kruse,
Friedrich Rathert, Friedrich Seele, August Gieseking, Heinrich Kuhlmann, Christian Rathert, Christian Reimler, Friedrich Harke, Friedrich Schwier.
Mit der Einführung der Reichsmark zum 30.08.endet die Inflation endgültig. Dabei entspricht 1 Reichsmark 1 Goldmark sowie 1 US-Dollar 4,2 Reichsmark.
Bei einem schweren Sturm werden Ende September zwei Flügel der Großenheider Windmühle abgerissen.
Im Herbst nehmen die Meldungen überStraftaten (Diebstähle, Überfälle, Schlägereien) zu. Der „Bote an der Weser“ berichtet: „ Zur Bekämpfung des Diebesgesindels, das sich hier außerordentlich bemerkbar macht, ist Oberlandjäger Wibbelt bei Graßhoff stationiert worden“.
Zum Jahresendeplant die Spar- und Darlehnskasse den Neubau eines Kassen- und Wohnhauses in der Nähe des Bahnhofes (neben dem heutigen Sportplatz).
Es wird beschlossen, die beiden Doppelwohnhäuser (am Thorn zwischen Breier und Rohlfing Nr. 19) an die vier Bewerber Fr. Rathert, H. Altvater, Wilh. Altvater und H. Beckemeier zu verkaufen.
1925
Der Rendant der Spar-und Darlehnskassen hat 100.000,- M. veruntreut. Die Mitglieder der Spar- u. Darlehnskasse gleichen den Verlust mit je 300,- M aus.
Die ersten Häuser an der Kreischaussee (heute: Graßhoffstraße) werden an das Stromnetz angeschlossen.
Im Februar sind die Gemeinde- wie auch die Schulvertretung mit der Zusammenlegung der Schulen I und II im Prinzip einverstanden, wenn die Schulräume in einem Hause untergebracht werden können. Es wird entweder ein Anbau von 2 - 4 Klassenzimmern an die I. Schule oder ein Neubau einer im Dorf zentral gelegenen 6 - 8-klassigen Schule erwogen.
Vom April an wird die Begleitung der Leichen nicht mehr von den Lehrern vorgenommen. Die Beerdigung übernimmt jetzt der Pfarrer allein.
Nach einem Bericht im „Bote an der Weser“ Ende April hat die Gemeinde 7 ½ Morgen „auf der großen Heide“ als Siedlungsland für Baulustige erworben.
Im Mai soll mit den Gemeinden Kutenhausen und Südfelde eine wechselseitige Feuerlöschhilfe vereinbart werden.
In der Schule II soll im Herbst die Lichtanlage in den Schulräumen und Wohnungen hergestellt werden.
1926
Die Arbeitslosigkeit nimmt immer größere Ausmaße an. Um die vielen Arbeitslosen zu beschäftigen werden mehrere Gemeindewege chausseeartig ausgebaut, so der Denkmalweg, der Rotterdam (heute: Driftenweg) und der Weg beim Wirt Vehlewald.
Im Junibewilligt die Gemeindevertretung die Übernahme der Kosten für eine Flussbadeanstalt an der Hude, die durch Auslegen von 4 Bäumen mit Drahtgitter zwischen den Buhnen errichtet werden soll.
Der Obstverkauf von den Bäumen an den Gemeindewegen erbringt Ende August den Betrag von 144,50 M.
Als Maßnahme zur Milderung der Erwerbslosigkeit reinigen Arbeitslose im Herbst die Flussgräben an der Weser und versehen die Chaussee von Graßhoff bis Kutenhausen (heute: Graßhoffstraße)mit einer neuen Decke.
Der „Bote an der Weser“ berichtet am 25.12., dass der Landwirt Schwier Nr. 56 ein Schwein von 754 Pfund geschlachtet hat. Das Tier hat eine 17 cm dicke Speckschicht auf dem Rücken und wird an einem Flaschenzug aufgehängt.
1927
Todtenhausen hat in der ersten Januarwoche 93 Arbeitslose.
Die Zusammenlegung der Schule I und II steht Ende Februar erneut auf der Tagesordnung der Gemeindevertretung. In einer kontrovers geführten Debatte werden nochmals die Möglichkeiten Erweiterungsbau oder Neubau diskutiert. Die Zusammenlegung mit der Schule in Kutenhausen wird als neuer Gesichtspunkt eingebracht. Auch die Anbindung des Sportplatzes an das künftige Schulgelände wird erwogen. Die Kosten für die verschiedenen Vorschläge werden auf 75.000 bis 180.000 M geschätzt, was möglicherweise eine Verdoppelung der Gemeindesteuern für die Gemeinde bedeuten würde. Die Regierung soll zunächst die Zusammenlegung mit der Schule in Kutenhausen prüfen. Falls das nicht erfolgreich ist, soll mit der Regierung über einen Neubau verhandelt werden.
Da die Regierung die Zusammenlegung der Schulen mit Kutenhausen in Anbetracht des Zuwachses der Kinderzahl jedoch ablehnt, beschließt die Gemeindevertretung Anfang März mit sechs gegen drei Stimmen, mit der Regierung nun die Verhandlungen zur Leistung eines Zuschusses für ein neues Schulgebäude aufzunehmen. Im Fall der Ablehnung soll ein Architekt einen unverbindlichen Plan zur Aufstockung der I. Schule zu einem vollwertigen Schulgebäude ausarbeiten.
Im März werden für das Jahr 1927 zehn Landwirte zu Gespannleistungen für die Feuerwehr verpflichtet.
Die Badeanstalt an der Weser ist im Juni fertiggestellt und steht der Einwohnerschaft zur Verfügung.
Der „Bote an der Weser“ berichtet am 30.07. von einer öffentlichen Gemeindeversammlung, in der der Gemeindevorsteher Schwier das Erreichte der letzten drei Jahre zusammenfasst. Danach wurden 25 Neubauten mit insgesamt 46 Wohnungen geschaffen. Der Ausbau von ca. 2 km Landwegen und 1 km Straße milderte die Arbeitslosigkeit. Ca. 20.000 M. flossen in die Wohlfahrtspflege, 30 Kinderkuren wurden bezuschusst.
Die Gemeindevertretung diskutiert im Herbst die Errichtung einer Mädchenfortbildungsschule zur Erlernung der Hauswirtschaft.
Die Gemeindevertretung beschließt angesichts der Wohnverhältnisse in der Gemeinde am 09.11. die Beibehaltung der Wohnungszwangswirtschaft.
1928
Die Friedhofskommission wird Anfang Januar mit der Neuordnung des Friedhofes nach dessen Erweiterung betraut.
Im April ist die Zusammenlegung der Schulen erneut ein Streitpunkt in der Gemeindevertretung. Es soll zunächst von den Lehrern ein Lehrplan für eine mögliche Zusammenlegung erarbeitet werden, der dann in einer Gemeindeversammlung am 14.04. öffentlich zur Diskussion gestellt werden soll. Die Rivalität der Gemeindevertreter, die sich aus den parteipolitischen wie auch aus den schulpolitischen Interessen der jeweiligen Schulstandorte ergibt, eskaliert jedoch zwei Tage vor der geplanten Versammlung. In einer Erklärung lehnt die SPD-Fraktion jede weitere Beratung des Schulproblems ab, da Mitglieder der bürgerlichen Vereinigung heimlich eine Unterschriftensammlung gegen die Zusammenlegung der Schulen durchgeführt und damit der abgesprochenen Gemeindeversammlung vorgegriffen hätten.
Die Nacht vom 01. zum 02. Juni setzt ein so starker Nachtfrost ein, dass die Kartoffeln erfrieren.
Das neue Spritzenhaus wird im August seiner Bestimmung übergeben.
1929
Anhaltende Kälte lässt die Weser auf der gesamten Länge zufrieren. Der Frost im Boden reicht bis 1,20 m Tiefe. Brunnen und Pumpen sind eingefroren. Wasser wird rationiert aus der Stadt geliefert, 1 Eimer pro Tag und Familie.
Ende Januar wird die Schule in Todtenhausen wegen einer Grippeepidemie vorübergehend geschlossen.
Im Februar beschließt der Gemeinderat, die Lustbarkeitssteuer nach der Zahl der verkauften Karten zu erheben.
Wegen steuerlicher Maßnahmen hat Gemeindevorsteher Schwier angeordnet, dass vier Kinder aus der 1. Klasse der Schule II nach der Schule I überwiesen werden. Aufgrund der großen Kälte (morgens um 7 Uhr - 23°C) weigern sich die Eltern dieser Kinder Mitte Februar, sie zur Schule I zu schicken.
Für den Bau eines Gemeindehauses steht der Gemeinde ein Baugrundstück vom Landwirt Seele zur Verfügung. Dieses wird im April von der Gemeinde zum Preise von 1.900 M für den halben Morgen erworben. Das Gemeindehaus umfasst zwei Dreizimmerwohnungen und eine Vierzimmerwohnung.
Die Gemeindevertretung beschließt im Juni den Bau der Friedhofshalle in eigener Regie auszuführen. Die Bauhütte Minden stellt Gerüste und Geräte sowie die Übernahme der Versicherung gegen Erstattung der Unkosten zur Verfügung.
m Winter bringt dann Der Schulchronist vermerkt später: „Der Sommer war heiß und trocken, so dass die Landwirtschaft sehr unter der Dürre zu leiden hatte. Steckrüben konnten nicht gepflanzt werden, der 2. Grasschnitt fiel fast gänzlich aus und die Runkeln bleiben sehr dünn.“
Mitte August werden bei einem Einbruch im Pfarrhaus Kollekten-Geld, Zigarren und Briefe entwendet. Der Täter kann später gefasst werden und wird durch einen Schnellrichter zu 1 Jahr und 4 Monaten Gefängnis verurteilt.
Bei den Gemeindewahlen im November erhält die SPD 573 Stimmen (6 Mandate) und die Unpolitische Vereinigung 370 Stimmen (3 Mandate). Es werden in den Gemeinderat gewählt: Fr. Harke, Wilh. Rodenberg, Aug. Gieseking, Chr. Rathert, Chr. Reimler, Wilh. Kruse, Chr. Gieseking Nr. 97. Der bisherige Gemeindevorsteher Fr. Schwier Nr. 219 wird wiedergewählt, Fr. Harke Nr. 145 wird sein Stellvertreter.
1930
Die Gemeindevertretung beschließt Anfang Februar die Zusammenlegung von Schule I und Schule II nach jahrelangen Diskussionen. Die notwendigen sechs Schulräume sollen durch Aufstockung der Schule I (an der heutigen Schulstraße) geschaffen werden, so dass eine sechsklassige Schule für alle Kinder der Gemeinde sofort eingerichtet werden kann. Die Umbaukosten werden mit 25.000 - 30.000 M veranschlagt. Der Zusammenschluss ist für alle Kinder ein großer Fortschritt, da damit eine gleichmäßige und gleichwertige Unterrichtserteilung gewährleistet wird. Die Schule II bleibt dem Schulverband erhalten. Deren Räume sollen als Kochschule und Lehrerwohnungen dienen.
Der Landwirt Friedrich Seele verkauft im Frühjahr von seinem am Eikhoff gelegenen Grundbesitz 6 Bauplätze an bauwillige Siedler. Damit entsteht die Siedlung zwischen den heutigen Straßen „Denkmalstraße“ und „Eikhoff“.
Die Gemeindestraße Kutenhausen - Südfelde ist im Mai in den Besitz des Kreises übergegangen.
ZurDeckung der Belastungen, die durch die zunehmende Erwerbslosigkeit entstehen, wird beschlossen, das Gemeindehaus am Nordholz zu verkaufen.
Mit dem Bäckermeister Kuhlmann wird vertraglich vereinbart, dass er der Gemeinde ein Grundstück von 5.000 qm als Sportplatz zur Verfügung stellt. Außerdem beabsichtigt er den Bau eines Saales, der den Schulen und Vereinen unentgeltlich als Winterturnhalle zur Verfügung stehen soll.
Das erste Haus (Kruse) der neuen Siedlung am Eikhoff wird Anfang Juli gerichtet.
Die neue Friedhofskapelle wird Ende Juli im Beisein von etwa 200 Personen durch Pfarrer Küppermann geweiht.
Ein 17-jähriger wird von den Flügeln von Voalentins Mühle erschlagen, als er das Gebäude durch die falsche Tür verlässt.
Die Bauarbeiten für die Aufstockung der Schule werden Anfang September vergeben, und zwar an die Bauhütte Minden (Maurerarbeiten), Barner (Dachdeckerarbeiten), Kaiser & Knake (Heizung); über die Klempnerarbeiten wird später entschieden.
Aus der Wahl zum Reichstag im September, an der in Todtenhausen 986 der 1.143 Wahlberechtigten teilnehmen, erhalten die SPD (514), die Deutschnationale Volkspartei (110) und die NSDAP (102) die meisten Stimmen.
Um Erwerbslosen Arbeit zu verschaffen, beschließt die Gemeindevertretung im November den Ausbau verschiedener Wege und den Anstrich des Lehrerwohnhauses sowie zweier Klassenräume.
Ende des Jahres entlässt die Todtenhauser Dampfziegelei 30 Arbeiter, wodurch sich die Zahl der Arbeitslosen in Todtenhausen beträchtlich erhöht.
1931
Das MT berichtet am 29.01.: „Die Regierung hat nunmehr die Zusammenlegung der beiden Todtenhauser Schulen verfügt. Es ist ein siebenklassiges System bestimmt worden, während bisher die 1. Schule fünfklassig und die 2. Schule dreiklassig waren. Gleichzeitig ist der bisherige Hauptlehrer Caase zum Rektor und der Lehrer Jürgens zum Konrektor ernannt worden.“
Die Schulvorstände und Gemeindevertretungen von Todtenhausen, Kutenhausen und Stemmer beschließen im März gemeinsam die Einrichtung einer Kochküche im Gebäude der Schule II.
350 Personen nehmen an der Einweihung des Sportplatzes bei Bäcker Kuhlmann teil. Die ersten Spiele des Sportvereins werden ausgetragen.
Zur Deckung des Haushaltsdefizits werden die Steuern auf das Grundvermögen wie auch die Gewerbesteuer im Mai auf 350 % festgesetzt. Eine Erhebung der Bürgersteuer wie auch der Biersteuer wird einstimmig abgelehnt.
In einer Gemeindeversammlung im Oktober beschließen Vertreter von Vereinen und Verbänden sowie der Schule, zur Versorgung der sog. „Wohlfahrtserwerbslosen“ die Winterhilfe in Todtenhausen einzurichten. Ziel ist es, 130 Zentner Kartoffeln und 30 Zentner Roggen sowie Kleidung und Schuhwerk zu sammeln; eine Geldsammlung wird vorbereitet. Es wird eine Kommission gewählt, die die Aktion leiten soll.
In einer Sitzung des Wohlfahrtsausschusses Mitte November wird bekanntgegeben, dass Todtenhausen mit dem bisherigen Ergebnis der Winterhilfe-Sammlung (250 RM Bargeld, 230 Ztr. Kartoffeln, 50 Ztr. Kohlen, 25 Ztr. Roggen) an erster Stelle unter den Kreisgemeinden liegt. Neben der umfangreichen Hilfe für die eigenen Bedürftigen können noch 26 Ztr. Kartoffeln an die Stadt Minden bzw. die „Herberge zur Heimat“ abgegeben werden.
Der „Bote an der Weser“ berichtet am 01.12. von der ersten Versammlung der Nationalsozialisten in Todtenhausen im Saale Kuhlmann, bei der es zu harten verbalen Auseinandersetzungen zwischen den Veranstaltern einerseits und den Sozialisten sowie Kommunisten andererseits kommt. Der Artikel endet mit dem Satz „Mehrere Aufnahmen in die Nat.-Soz. Partei konnten erfolgen, so dass in das ‚rote Todtenhausen‘ die erste Bresche geschlagen ist.“
Der Landrat hat verfügt Anfang Dezember, dass die Gemeinde zur Deckung des Haushaltsdefizits die vierfache Bürgersteuer und die zweifache Biersteuer zu erheben hat.
Die Protokolle der Gemeindevertretung über die Sitzungen dieses Jahres spiegeln insgesamt die Folgen der zunehmenden Erwerbslosigkeit wider. Erhebliche Anteile an den Tagesordnungen sind gekennzeichnet von Anträgen auf Stundung, Niederschlagung oder Erlass von Steuern, die damit natürlich auch der Gemeinde als Einnahmen fehlen.
Im Laufe des Jahres werden acht Neubauten errichtet; die Zahl der Hausnummern steigt auf 300, die Zahl der Haushaltungen auf 396.
1932
Die Gemeindestraße von Graßhoff über Kutenhausen bis zur Schmiede in Stemmer geht am 01.04 in das Eigentum des Kreises über.
Ende Februar berichtet das MT von Haussuchungen bei Mitgliedern der Kommunistischen Partei u.a. in Todtenhausen wegen Herstellung und Verbreitung kommunistischer Flugblätter („Die Trommel“). Ein Kutenhauser Bürger wird verhaftet.
Die Steuersätze im Rechnungsjahr 1932 sind dieselben Zuschläge wie im Rechnungsjahr 1931 und zwar 350 % der vom Staate veranlagten Gemeindevermögenssteuer sowie 350 % der Gewerbesteuer sowohl nach dem Gewerbeertrag als auch nach dem Gewerbekapital. Eine Erhöhung der Gewerbesteuer wird im August abgelehnt mit der Begründung, dass es sich in der Landgemeinde Todtenhausen nur um ganz kleine Betriebe handelt, die durch eine höhere Belastung zu Grunde gerichtet würden. An Bürgersteuer wird der vierfache Betrag des Landessteuersatzes erhoben. An Biersteuer wird erhoben: Einfachbier = 3,75 RM, Schankbier = 4,50 RM, Vollbier = 6,00 RM und Starkbier = 9,00 RM.
Die Volksbücherei, die bisher von einem Lehrer geführt wurde, geht im Herbst mit 134 Bänden an die Gemeinde über.
Ein abbrechender Mühlenflügel zertrümmert Ende Oktober das Scheunendach und beschädigt das Wohnhausdach bei Voalentins Mühle.
Vertreter sämtlicher Vereine und der Landwirtschaft vereinbaren im November Sammlungen für die diesjährige Winterhilfe, die später 353 RM Bargeld, 150 Ztr. Kohlen und 8 Ztr. Roggen erbringt. Außerdem versorgen einige Landwirte bedürftige Familien mit Kartoffeln.
Während einer Tanzveranstaltung kommt Anfang Dezember es zu politischen Reibereien zwischen Nationalsozialisten und Reichsbannerleuten. Ein Tischler aus Hahlen wird festgenommen.
1933 Der politische Wechsel und seine Auswirkungen in Todtenhausen
„Am 30. Januar 1933, bei der Übernahme der Regierung durch Adolf Hitler, wurde zum 1. Male die Hakenkreuzflagge am Mast auf dem Schulhof gezeigt, nachdem dieselbe schon vorher monatelang bei besonderen Anlässen in der hohen Eiche des Landwirts Ferdinand Kuhlmann Nr. 23 geweht hatte“ heißt es in der Schulchronik, und das Mindener Tageblatt (MT) berichtet Anfang März: „In Todtenhausen grüßen drei Hitlerfahnen vom Schornstein der Ziegelei Nordholz, von der Großenheider Windmühle und vom großen Eichenbaum des Landwirts Kuhlmann Nr. 23 weit ins Land.“
Der politische Wechsel ist auch in Todtenhausen angekommen, was Rektor Caase in der Schulchronik folgendermaßen beschreibt: „Mit ganz gemischten Gefühlen wurde das Nationalsozialistenregiment begrüßt, da die Personen von Einfluss und Ämtern vorwiegend den alten Parteien angehörten. Aber eine große Zahl Einwohner, die jahrelang unter dem Regiment der Sozialisten gestanden hatten, atmeten auf und begrüßten die gewaltigen Änderungen, die in Fülle von Tag zu Tag getroffen wurden“.
Die Reichstagswahlen am 05.03.33 zeigen für Todtenhausen das folgende Ergebnis (in Klammern die Zahlen vom 06.11.32): NSDAP = 372 (243), SPD 508 (490), Kommunisten 157 (186), übrige 109 (156) Stimmen. Damit hat die SPD mit 44,3 % gegenüber der NSDAP (32,5 %) die meisten Stimmen erhalten, jedoch verliert die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik im Laufe des ersten Halbjahres auch in Todtenhausen immer mehr ihren politischen Einfluss zugunsten des diktatorischen Systems der NSDAP.
Bereits wenige Tage nach der Reichstagswahl berichtet das MT über eine Zusammenkunft mehrerer Einwohner, die sich über den tags zuvor veröffentlichten Rechenschaftsbericht der Gemeindevertretung auseinandersetzen. Dabei werden die Daten der SPD-geführten Vertretung kritisiert und die ordnungsgemäße Verwaltung des Gemeindevermögens grundsätzlich in Frage gestellt.
Am 16. März halten Landjägerbeamte, verstärkt durch die Hilfspolizei (SA), Haussuchungen bei kommunistischen Funktionären ab. Es kommt zu vorübergehenden Festnahmen und zur Einbehaltung alter sozialdemokratischer Zeitungen.
Das MT berichtet am 28.03., dass sämtliche sozialdemokratischen Gemeindevorsteher im Kreis Minden sowie Stellvertreter, wenn auch diese der SPD angehörten, auf Anordnung des Landrats nach ministerieller Verfügung ihres Amtes enthoben worden sind. In Todtenhausen ist Friedrich Harke (Nr. 145) von dieser Maßnahme betroffen; er ist seit dem Tode des Gemeindevorstehers Friedrich Schwier Mitte Januar der stellvertretende Gemeindevorsteher. Die Büroeinrichtungen, Akten und Stempel werden sichergestellt.
Christian Gieseking (Nr. 97) wird anstelle von Friedrich Harke als kommissarischer Gemeindevorsteher eingesetzt.
Der Judenhass tritt nun auch offen in den Gemeinden des Kreises Minden zutage. Im Bote an der Weser (BW) erscheint am 01.04.33 ein Aufruf der NSDAP zum Boykott jüdischer Geschäfte. Der „Abwehrkampf“ gegen die Juden beginnt am 01.04. mit einer Massenversammlung auf dem Großen Domhof, einem anschließenden Propagandamarsch sowie der „planmäßigen Beobachtung aller jüdischen Geschäfte und Unternehmungen. Jeder Volksgenosse, der unseren Bestrebungen zuwiderhandeln sollte, wird entsprechend belehrt.“
Im April startet die Einflussnahme der NSDAP auf die Vereine und Institutionen der Gemeinde.
Der Arbeiter-Turn-und Sportverein wird behördlicherseits aufgelöst; sämtliche Geräte und Schriftstücke werden beschlagnahmt.
Der Arbeitergesangverein stellt seine Gesangsstunden zunächst ein, weil der Dirigent Rektor Caase (politisch linksorientiert) seinen Posten auf Anraten der Aufsichtsbehörde niederlegt.
Die im hiesigen Amtsbezirk befindlichen Spar- und Darlehnskassenvereine und sonstigen Genossenschaften sind zur Gleichschaltung des Vorstandes und Aufsichtsrates aufgefordert. Davon sind in Todtenhausen die Spar- und Darlehnskasse sowie die Bäuerliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft betroffen. Mindesten 51 % der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder müssen demnach Mitglied der NSDAP sein.
Am 09.05. nimmt man bei einem Brauereiarbeiter eine Haussuchung vor. Anschließend wird er verhaftet und in das Gefängnis nach Petershagen gebracht. Den Grund dafür sieht das MT in abfälligen Bemerkungen über die Reichsregierung einem Angehörigen der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) gegenüber.
Der BW schreibt über die Feiern zum Tag der Arbeit: „Ein riesiger Fackelzug wurde am Sonnabend als Auftakt zum Tag der deutschen Arbeit veranstaltet. Auch alle Vereine nahmen geschlossen mit ihren Fahnen teil. Die Teilnehmerzahl kam auf über 1.000. Im Feuerschein einer Teertonne richtete auf dem Sportplatz Lehrer Pleitner erhebende Worte an die auch aus der weiteren Umgebung herbeigeströmte Menge.“
Bei der Gemeinderatssitzung am 12.05.33 steht u.a. die Wahl des Gemeindevorstehers auf der Tagesordnung. Gewählt werden Schwier (Nr. 111) als Vorsteher und Kuhlmann (Nr. 150) als Stellvertreter. Beide lehnen die Annahme der Wahl aber ab, so dass Christian Gieseking weiterhin kommissarischer Gemeindevorsteher bleibt.
Im weiteren Verlauf kritisieren die Nationalsozialisten verschiedene Entscheidungen des Gemeinderates aus den Zeiten der SPD-Mehrheit. Im Protokoll zu dieser Sitzung wird die Kritik nur mit einem einzigen Satz angedeutet. Dafür berichtet der BW am 16.05. unter der Überschrift „Das Ende der Sozi-Herrschaft in Todtenhausen“ über Einzelheiten.
So monieren die Nationalsozialisten, dass dem Mindener Bauunternehmen „Bauhütte Minden“ sämtliche Bauaufträge zu Lasten der heimischen Handwerker „zugeschanzt“ worden seien. Die Rechnung der Bauhütte für den Bau der Friedhofskapelle mit einer noch offenen Summe von über 2.000 Mark wird als „ungeheuerlich“ bezeichnet. Die unter dem Gemeindevorsteher Harke eingeführte Handfertigkeitsunterricht wird wieder abgeschafft, da er „unnötige Kosten“ verursacht.
Dem Gemeindediener und der Schulwärterin wird gekündigt; ebenso dem Friedhofswärter, der angeblich „seine Hauptaufgabe in der Ausbildung der roten Reichsbannerjugend gesehen hat.“
Das Läuten der Schulglocke, für das der vorübergehend entlassene „rote“ Rektor Caase eine jährliche Entschädigung erhält, wird eingestellt.
Der Zeitungsbericht endet mit dem Satz: „Allmählich wird auch in Todtenhausen wieder Sauberkeit in Verwaltung und Schule einziehen.“
Die Beeinflussung der Vereine und Institutionen durch die Politik geht auch im Mai weiter.
Nach einer Mitgliederversammlung erfüllt die Spar- und Darlehnskasse nun die Anforderungen der Gleichschaltung.
Der Schützenverein „Zur Linde“ ändert den Wortlaut des entsprechenden Paragrafen seiner Satzung von „Der Verein ist politisch völlig neutral“ einstimmig in „Der Verein stellt sich hinter die Regierung Adolf Hitler“.
Das gesamte Inventar des Arbeitergesangvereins wird beschlagnahmt.
Am 1. 06. tritt der Lehrer Gottschalk für den nun endgültig entlassenen „roten“ Rektor Caase neu in das Lehrerkollegium ein. Die Schulleitung hat der Konrektor Jürgens.
Der BW berichtet am 12.06. von der Gründung eines Vereins für Leibesübungen mit dem Namen „Armin“ („zur Erinnerung an unseren germanischen Helden Hermann den Cherusker“). Interessant ist dabei der folgende Satz: „Es wird bei der Aufnahme in den Verein die politische Gesinnung unberücksichtigt bleiben, sofern jeder bereit ist, sich auf den Boden der Regierung des Kanzlers Hitler zu stellen.“
Am 25.07. kommt es im Bereich Wallfahrtsteich zu mehreren Haussuchungen. Dem MT ist diese Tatsache ganze 8 Zeilen wert, während der BW am 27.07. unter der Überschrift „Polizei in Todtenhausen!“ in einer reißerischen Aufmachung mit den „roten Bonzen vom Wallfahrtsteich“ abrechnet. Hier einige Zitate aus dem Bericht:
Es gibt immer noch Leute, die es nicht begriffen haben oder nicht begreifen wollen, daß die Zeit der roten Bonzen-Herrschaft ein für alle Mal vorbei ist. Zu diesen mit einer „lausig-langen Leitung“ Behafteten gehört auch eine Handvoll Menschenkinder, die so in der Gegend Wallfahrtsteich wohnen.
[…] Oha, da sind sie am Dienstagmorgen eines anderen belehrt worden! In frühester Morgenstunde schon stand Polizei und Hilfspolizei der SA und des St zu einer gründlichen Razzia vor 8 bis 10 Haustüren. Verbissene Mienen, bleiche Gesichter, lamentierende Frauen, auch sogenannte Unschuldslämmer zogen im Laufe des Vormittags an den Polizeibeamten vorbei. Alles wurde durchsucht, durchleuchtet, durchwühlt. Am Ende der „Aktion“ hatte man einige Armeepistolen und andere Waffen (z.T. vorsintflutlich) und Telefonkabel in Händen. Zwei Brüder und ein Kraftwagenführer mussten mit zum Amt Petershagen, von wo aus die beiden Brüder nach eingehendem Verhör wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, während der Kraftwagen-Führer ins Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert wurde. Dort kann er darüber nachdenken, vielleicht während eines längeren „Studiums“, daß der Nationalsozialismus nicht mit sich spaßen lässt […]
Das MT berichtet am 29.08. von der Auflösung des Gesangvereins „Westfalia“ und schon am 02.09. von der Gründung eines „Deutschen Gesangvereins“ mit dem Namen „Gesangverein Todtenhausen“, der „die breitesten Volksschichten Todtenhausens umfassen“ und sich den Bestimmungen des deutschen Sängerbundes anpassen soll. Schon am Gründungsabend treten 40 Mitglieder dem neuen Verein bei. Den Dirigentenposten übernimmt der Parteigenosse Lehrer Gottschalk, der hofft, „dass der neue Verein dazu beiträgt, dass auch in Todtenhausen jetzt ein neuer Geist herrscht.“
In der Gemeinderatssitzung am 13.10. führt der Gemeindevorsteher die von der Ortsgruppenleitung der NSDAP vorgeschlagenen und von der Aufsichtsbehörde bestätigten neuen Gemeinderatsmitglieder Ruhe (Nr. 178), Breyer (Nr. 90), Hormann (Nr. 102), Meyer (Nr. 15) und Schwier (Nr. 8) in ihr Amt ein und verpflichtet sie durch Handschlag.
Zum Gemeindevorsteher wird der kommissarische Gemeindevorsteher Gieseking und zum Stellvertreter der kommissarische Stellvertreter Klöpper (Nr. 10) einstimmig gewählt.
Gegen Ende des Jahres 1933 hat der Nationalsozialismus auch in Todtenhausen seine Ziele erreicht. Über eine Wahlveranstaltung am 31.10. (vor der Reichstagswahl im November) schreibt der BW: „Eine überfüllte Wahlkundgebung fand am Dienstabend statt, die zeigte, daß in unser früher „rotes“ Dorf ein vaterländischer Geist eingezogen ist“ , und das MT berichtet von einer „großen Friedenskundgebung“ im Saal des Gastwirts Kuhlmann. „Nicht nur aus unserer Gemeinde, auch aus der Nachbarschaft waren die Massen gekommen, ein Bekenntnis zum Führer und seiner Politik abzulegen.“ […] „… so wurde die Versammlung ein machtvolles Bekenntnis für Führer, Volk und Vaterland.“
1933
Im Januar stirbt Gemeindevorsteher Friedrich Schwier im Alter von 52 Jahren.
Durch plötzliches Ansteigen des Wassers Ende Juni ist es fast allen Eigentümern der Wiesen an der Weser unmöglich, das Heu in Sicherheit zu bringen. Die Landwirte erleiden beträchtliche Verluste.
Die Zahl der Arbeitslosen in Todtenhausen geht allmählich zurück und beträgt im August noch 149. Die Gemeinde plant ein Arbeitsbeschaffungsprogramm mit dem Hauptaugenmerk auf dem Ausbau der Franzosenstraße und des Rotterdamm. Der Franzosenstraße ist die erste Straße im Kreisgebiet, die teilweise mit Klinkern ausgebaut wird.
Durch Verkauf der Giestingschen Ziegelei an der Weser an die Tonindustrie Heisterholz geht eine Anzahl an Arbeitsplätzen verloren, da das Werk nach Übernahme stillgelegt wird. Ein Teil der Arbeiter wird übernommen, einzelne bleiben aber ohne Beschäftigung.
Die Kreisbahn stellt neu Triebwagen mit Motorantrieb in den Dienst. Damit kommt es auch in Todtenhausen zu verbesserten Zugverbindungen.
Es entstehen in diesem Jahre fünf Neubauten; Todtenhausen hat 310 Hausnummern. Die Einwohnerzahl liegt bei 1.918.
1934
Die beiden Schützenvereine „Zum grünen Walde“ und „Zur Linde“ veranstalten zum ersten Mal ein gemeinsames Volksschützenfest.
Am 19.09. richtet ein Gewitter an mehreren Häusern schwere Schäden an. Felder und Obstgärten werden verwüstet, der Wetterhahn der Christuskirche weht vom Kirchturm, Telefon- und Stromleitungen werden durch umstürzende Bäume zerrissen.
1935
Im Februar berichtet das Mindener Tageblatt (MT) von dem Plan, dass die Reichsstraße von Wallfahrtsteich bis ins niedersächsische Glissen auf 6 Meter Breite ausgebaut und die Kurve bei Grashoff begradigt werden soll. Erwerbslose aus dem gesamten Amt Petershagen sollen zu den Arbeiten herangezogen werden. Anmerkung: Der Ausbau der Straße bis Heisterholz (heute B61) und die Begradigung der Kurve bei Grashoff wurden rund 30 Jahre später (1964) verwirklicht.
Im Frühjahr 1935 wird mit der Kanalisierung der Weser begonnen. Dadurch erhält mancher Einwohner aus Todtenhausen und den umliegenden Gemeinden einen Arbeitsplatz.
Vier Feuerlöschteiche werden fertiggestellt und eingefriedigt: auf den Grundstücken Gieseking Nr. 97 (An der Haselbeke 11), Schwier Nr. 56 (Amerkamp 15), Korte Nr. 46 (Driftenweg 38) und Bruns Nr. 94 (Spiekerheide 1).
Im Juli wird das Haus des Landwirts Rohlfing Nr. 34 (Todtenhauser Dorfstr. 26) durch Blitzeinschlag völlig eingeäschert. Durch die Kraft des Blitzes wird die Ehefrau des Bauern Schwier Nr. 53 (Todtenhauser Dorfstr. 33), die gerade am Krander Wasserleitung steht, ohnmächtig zu Boden geschleudert. Dieses Gehöft liegt ca. 200 m vom Brandort entfernt.
1936
Im Januar berichtet das MT, dass der Abbruch der Giestingschen Ziegelei bei Grashoff abgeschlossen ist.
Im Frühjahr wird die Einrichtung eines Schulgartens mit einer Größe von 1.000 m² auf einem alten Teil des Friedhofes abgeschlossen. Die Schülerinnen und Schüler der obersten Klasse sollen in besonderen Unterrichtsstunden im Anbau von Feld- und Gartenfrüchten unterrichtet werden. Die Erzeugnisse werden in der Kochschule Verwendung finden.
Im März übernimmt die Gemeinde Todtenhausen die seit Jahren mit Kutenhausen und Stemmer gemeinsam betriebene Kochschule im Gebäude der alten Schule II allein.
Ende des Jahres werden fünf Bauplätze am Eikhoff für Wohnhausneubauten verkauft.
1937
Am 01.04.37 geht Pfarrer Küppermann in den Ruhestand.
Küppermann stand den Nationalsozialisten 1933 zunächst positiv gegenüber. Erst als sich die Kirche immer mehr von dem Regime der NSDAP distanzierte, kam es bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand auch in Todtenhausen häufiger zu Konfrontationen zwischen der Kirche und der politischen Gemeinde.
Im Juni wird Otto Jungcurt als Nachfolger zum neuen Pastor an der Christuskirche eingeführt.
Die Einwohner vor dem Heisterholz beklagen im Sommer eine Fuchsplage. Einem Einwohner werden am helllichten Tage zwei Hühner gestohlen, obwohl der Eigentümer ganz in der Nähe ist. Beim Bauern Seele (Nr. 12) werden 44 Junghennen und 8 Junghähne gerissen.
Im Laufe des Jahres kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Pfarrer Jungcurt, dem Ortsbürgermeister und der örtlichen Parteileitung. Jungcurt will die Arbeit der Kirche weiterhin ganz im Sinne der „Bekennenden Kirche“ nach der Heiligen Schrift ausrichten, was die örtliche Politik als Opposition gegen das politische System wertet. Die Gottesdienste von Pfarrer Jungcurt, der trotz aller Anfeindungen bei seiner Ansicht bleibt, werden regelmäßig überwacht.
Große Unruhe entsteht in der Kirchengemeinde, als Jungcurt im November mehrfach verhaftet, verhört und schließlich für fast zwei Wochen inhaftiert wird. Verschiedene Gemeindeglieder geraten mit den Vertretern der Parteiführung mehrfach aneinander und boykottieren sogar staatlich verordnete Sammlungen für wohltätige Zwecke.
Anlässlich eines Bittgottesdienstes für Jungcurt und seine Mitstreiter am 06.11. wird dem Presbyter Heinrich Rohlfing zur Last gelegt, er hätte eine verbotene Kollektensammlung durchgeführt, indem er das Einlegen der Spendengelder in den Opferstock durch die Gottesdienstteilnehmer nicht verhindert habe. Das MT berichtet später von der Verurteilung des Presbyters zu einer Strafe von 50 RM und von der Einziehung der strittigen Kollekte in Höhe von 12,28 RM.
1938
Im Februar wird die Gaststätte Grashoff nach fast 180 Jahren Familienbesitz an Herrn Schlüsselburg übergeben.
Die Errichtung der Masten für die Hochspannungsleitung bei Grashoff erfolgt im April.
21 Zivilpersonen aus Todtenhausen nehmen am Bau des Westwalls teil.
In den Jahren 1937/38 sind insgesamt 23 Neubauten in Todtenhausen entstanden (insbesondere am Denkmalsweg und auf dem Kohbrink). Todtenhausen hat jetzt 335 Hausnummern.
1939
Bereits in der Nacht vom 25. zum 26.08.1939 erhalten 78 Männer der Gemeinde ihre Gestellungsbefehle. Am Einmarsch der deutschen Truppen in Polen am 01.09. nehmen auch Soldaten aus Todtenhausen teil.
Schon am 27.08.39 werden erstmalig Lebensmittelkarten durch von Bürgermeister Christian Gieseking beauftragte Bürger der Gemeinde an die Haushaltungen ausgegeben. Es folgt bald die Bezugsscheinpflicht für Spinnstoffe, Schuhe, Kohle usw.
Der Standesbeamte Ferdinand Kuhlmann legt sein Amt nieder. Nachfolger ist Hermann Ruhe (Nr. 178), Stellvertreter wird Hermann Rohlfing (Nr. 34).
Die Anzahl der Feuerlöschteiche in Todtenhausen steigt auf 9.
Beim Volksschützenfest wird bekanntgegeben, dass der jeweilige Schützenkönig für das betreffende Jahr künftig von der Bürgersteuer befreit ist.
An den Gemeindestraßen wird ein Obstbaumverkauf durchgeführt. Etwa vierzig Familien, deren Ernährer zum Kriegsdienst eingezogen sind und die selbst keine eigenen Obstbäume haben, erhalten je einen Baum Äpfel und Birnen unentgeltlich.
Die 200.000 V starke Überlandleitung der Rheinisch-Westf. Elektrizitätswerk AG wird in Betrieb genommen. Sie führt in Todtenhausen von der Großenheider Windmühle aus bei Grashoff über die Weser.
Zu Weihnachten werden 130 Feldpostpäckchen an die Todtenhauser Soldaten verschickt.
Zitat aus der Schulchronik: „Voll stolzer Hoffnung steuerte die Gemeinde ins 2. Kriegsjahr.“
1940
Die ersten drei Monate des Jahres bringen große Schneemassen mit eisiger Kälte. Das Thermometer zeigt mehrere Wochen hindurch 30° unter dem Nullpunkt.
Die Gemeinde erwirbt einen neuen Schneepflug und lässt eine Gruppe von 25 - 30 Mann die Schneeverwehungen mit Schüppen entfernen, um die Straßen einigermaßen verkehrsfähig zu halten. Das Tauwetter verursacht später beträchtliche Wasserschäden, da alle Gräben mit Wasser angefüllt sind und überlaufen. Viele Keller stehen teilweise bis zur Decke unter Wasser. Die Feuerwehr hat tagelang zu tun, um die Wassermassen abzupumpen.
Die Schulchronik berichtet von einer durch die große Kälte verursachten Kohleknappheit. Die Schule muss deshalb im Januar und Februar für einen Zeitraum von fast drei Wochen geschlossen werden.
Im Februar findet bei Grashoff ein Dorfgemeinschaftsabend mit plattdeutschem Laienspiel, Volkstänzen der HJ, gesanglichen Darbietungen der Schüler sowie Märschen und Liedern des Musikzuges der Feuerwehr statt. Ortsgruppenleiter Klöpper (Nr. 10) wünscht sich, dass die Fröhlichkeit auch trotz des Krieges gepflegt werden soll. Der finanzielle Überschuss des Abends kommt den Soldaten zugute.
Am 24. Mai 1940 gerät ein Jagdflugzeug auf dem Flug nach Sylt bei Grashoff in die Hochspannungsleitung. Das Flugzeug explodiert beim Aufschlag, wobei der Führer tödlich verletzt wird.
Polnische und französische Kriegsgefangene werden landwirtschaftlichen und handwerklichen Arbeitsstellen zugewiesen. Die Einteilung übernimmt der Ortsbauernführer.
Pfarrer Jungcurt wird trotz aller Bemühungen der Kirchenleitung um Freistellung zum Kriegsdienst eingezogen. Erst 1946 kommt er aus Kriegsgefangenschaft in seine Gemeinde zurück.
In der Nacht vom 19. zum 20. Juni fällt ein feindliches Bomberleitwerk auf den Schuppen des Buchhalters Heinrich Altvater (Nr. 280). Es entsteht nur geringer Sachschaden.
Ab Juni suchen ca. 200 Personen in mehreren Gruppen jeden Freitag im Gemeindegebiet nach dem Kartoffelkäfer.
Am 01.10.1940 gibt die Gemeinde den von dem Bauern Hermann Rohlfing (Nr. 34) erworbenen Sportplatz (an der heutigen Todtenhauser Dorfstraße) in Größe von 1,125 ha (= 4 ½ Morgen) als gemeindeeigene Anlage für den Sportbetrieb frei.
Die Suche der größeren Schulkinder nach Brandplättchen, die im Oktober nachts von feindlichen Flugzeugen abgeworfen waren, ist erfolgreich: ca. 200 Stück können eingesammelt werden.
Nach den kurzen, allgemein gehaltenen Protokollen des Gemeinderates hat sich dieser im ganzen Jahr in fünf Sitzungen hauptsächlich mit Steuer- und Haushaltsangelegenheiten befasst.
1941
In der Lehrerwohnung der ehemaligen Schule II wird eine Ausgabestelle für Bezugsscheine eingerichtet. An drei Nachmittagen der Woche können die Bürger der Gemeinde Anträge stellen und Bezugsscheine in Empfang nehmen.
Die von dem Sturm im November 1940 abgerissenen Äste und Zweige bilden eine Gefahr für Großbrände, falls vom Kriegsgegner Brandplättchen abgeworfen würden. Die Schüler des 5. und 8. Jahrganges sammeln deshalb im Auftrag des Forstamtes Minden im Juni Reisig im Staatsforst Heisterholz.
Die Schüler der Oberstufe helfen bei der Einbringung der Sommer- und Herbsternte.
Der Gemeinderat beschließt den endgültigen chausseemäßigen Ausbau der Verbindungsstraße Kutenhausen - Todtenhausen. Der Kostenanschlag beläuft sich auf 10.325,70 RM.
1942
Am 15.03. läutet die aus dem Jahre 1653 stammende Schulglocke zum letzten Male, bevor sie am 22.04. von Zimmermeister Meier abgenommen und durch das Fuhrgeschäft Klöpper gemeinsam mit den Glocken aus anderen Gemeinden zum Hauptbahnhof Minden gebracht wird. Die Glocken werden eingeschmolzen, um daraus Kriegsgerät herzustellen.
In der Schulchronik wird berichtet, dass verschiedene Todtenhauser Soldaten vor den Schülern Vorträge über die Erlebnisse bei ihren Kriegseinsätzen halten. U.a. berichtet auch der Lehrer Gottschalk, nun Feldwebel, von seinem Einsatz in Russland und erläutert den Kindern „die Notwendigkeit der Vernichtung dieser Menschen aus den Steppen Innerasiens, um die europäische Kultur vor dem Untergang zu retten.“ Die Vorträge werden vom Chronisten als „für die Schüler eindrucksvoll, mitreißend und umfassend“ beschrieben.
Ende Oktober werden von den Schülern 75 kg Bucheckern für die Volksernährung gesammelt.
1943
Die von den Schülern gesammelten Heilkräuter können nicht abgegeben werden, da es an Papiersäcken mangelt.
Im Sommer wird die Aufnahme evakuierter Familien und Einzelkinder erforderlich. Ein Transport aus Gelsenkirchen soll ca. 60 schulpflichtige Kinder nach Todtenhausen bringen.
Im Herbst besuchen 39 evakuierte Schülerinnen und Schüler die Todtenhauser Volksschule.
Die Anzahl der Anflüge feindlicher Jagdflugzeuge und Bomberverbände während der Nacht häufen sich; auch tagsüber gibt es allwöchentlich mehrfach Alarm.
Der staatlich angeordneten Metallsammlung fallen neben dem Taufbecken der Christuskirche auch 6 bronzene Kollektenschalen und der Altarleuchter zum Opfer.
1944
Am 11.01. stürzt ein angeschossener Bomber der alliierten Streitkräfte südlich des Heisterholzer Waldes im Bereich der heutigen Straßen Torfweg/Düpenhöhe/Vor dem Walde in den Düpegraben. Die Besatzung kann rechtzeitig abspringen und wird gefangen genommen.
Durchgeführte Altstoffsammlungen (Lumpen, Knüllpapier, Eisen, Knochen, Stanniol, Korken) erbringen gute Ergebnisse.
Im März sind in Todtenhausen 56 evakuierte Schüler aus den umliegenden Regierungsbezirken untergebracht.
Entsprechend den ergangenen Verordnungen werden die Hausböden entrümpelt und mit Löschsand und Wasser versehen. Auch in sämtlichen Schulräumen und Fluren steht Löschsand zur Verfügung. Die Luftschutzbehelfsräume in den Häusern müssen im ersten Vierteljahr immer häufiger aufgesucht werden.
Bei Angriffen auf das Wasserstraßenkreuz in Minden treffen am 26.10. und 06.11. zahlreiche Bomben die Todtenhauser Siedlungsgebiete im Bereich des hohen Weserufers von Grashoff bis Wallfahrtsteich. Zahlreiche Häuser werden zerstört bzw. schwer beschädigt. Ein Denkmal auf dem Friedhof erinnert heute u.a. an die 13 Männer, Frauen und Kinder, die bei dem Angriff vom 26.10.44 ums Leben kamen.
Es werden verschiedene Heilkräuter-Sammelaktionen (Brombeerblätter, Brennnesselblätter, Eschenblätter, Holunderblüten) durchgeführt. Die getrockneten Heilpflanzen können aber mangels Packmaterials (Papiersäcke) erneut nicht abgeliefert werden.
1945
Der Schulunterricht im Winterhalbjahr 1944/45 wird oft durch Luftgefahr unterbrochen. Mit dem Näherrücken der Front erfolgen die Störungen fast täglich.
Am 29.03. wird die Schule geschlossen. Wegen der kriegerischen Ereignisse ist ein Unterricht nicht mehr möglich.
Mit dem Einmarsch der alliierten Truppen am 5. April hat Todtenhausen den Krieg weitgehend überstanden.
Am 5. Juni 1945 übernehmen die Oberbefehlshaber der Alliierten die oberste Regierungsgewalt über Gesamtdeutschland. Innerhalb der Militärregierung kümmern sich Fachabteilungen, denen jeweils eigene deutsche Verwaltungen nachgeordnet sind, um den Aufbau der deutschen Verwaltungseinheiten. Für Nordwestdeutschland und damit auch für Todtenhausen ist die Britische Militärregierung zuständig.
Im Verlauf des Sommers erfolgen die Renovierung des neuen Schulhauses und die Ausbesserung der Kriegsschäden.
Der Schulbetrieb wird am 20.08. unter Rektor Seiler wieder im Schulhof durch Spiele, Laufübungen und Heilkräutersammeln aufgenommen. Im Oktober besuchen insgesamt 344 Schüler den Unterricht, der sich zunächst auf Religion, Rechnen und Musik beschränkt. In den nächsten Wochen und Monaten kommen Deutsch und die übrigen Fächer hinzu; Geschichtsunterricht wird vorerst allerdings nicht erteilt.
Der erste Eintrag im Protokollbuch des Todtenhauser Gemeinderates nach Kriegsende datiert vom 13.12.1945 und beginnt wie folgt:
Zu der für den 13.12.1945, 9.30 Uhr satzungsgemäß einberufenen Gemeinderatssitzung waren sämtliche 16 Gemeinderatsmitglieder erschienen.
Dann werden die folgenden Namen aufgeführt:
Karl Schulz Nr. 60 Herm. Müller Nr. 79
Ernst Gieseking Nr. 166 Aug. Gieseking Nr. 236
Wilh. Beckemeier Nr. 165 Heinr. Ötting Nr. 311
Wilh. Seele Nr. 113 Heinr. Reimler Nr. 235
Karl Rathert Nr. 9 Herm. Korte Nr. 244
Wilh. Busse Nr. 54 Heinr. Schwier Nr. 286
Otto Wiese Nr. 143 Wilh. Altvater Nr. 118
Heinr. Seele Nr. 3 Wilh. Rosenlicht Nr. 128
Nach dem einzigen Tagesordnungspunkt „Annahme der Gemeindehauptsatzung“ heißt es im Protokolleintrag weiter:
Bürgermeister Harke eröffnete die Sitzung, und begrüßte die Herren Amtsbürgermeister Meyer und Amtssekretär Spikenbohm, und erteilte das Wort Herrn Amtsbürgermeister Meyer. In seinem sachlichen Lagebericht wies dieser besonders auf das Flüchtlingsproblem hin und forderte jeden Anwesenden auf mit ganzen Kräften mitzuarbeiten zum Wohle der Allgemeinheit. Die Gemeinderäte wurden durch Bürgermeister Harke mit Handschlag verpflichtet. Die von Amtssekretär Spikenbohm verlesene Gemeindehauptsatzung wurde einstimmig angenommen. Nach Beratung einzelner Tagesfragen wurde die Sitzung geschlossen.
Mit diesem vom Bürgermeister unterschriebenen Protokoll beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Gemeinde Todtenhausen.
Aus den Protokollen geht nicht hervor, wer die Gemeinderatsmitglieder in ihr Amt berufen hat und aufgrund welcher Satzung diese erste Sitzung des Gemeinderates zustande kommt.
Ein Zeitzeuge erinnert sich aber, dass der Kommandant der britischen Militärregierung die oben genannten Personen als Gemeinderatsmitglieder aussuchte, da sie als „nicht nationalsozialistisch orientiert“ galten. Zudem hatte der auf diesem Wege zum Bürgermeister ernannte Friedrich Harke (SPD) dieses Amt bereits 1932/1933 inne.
1946 bis 1972
Die Zeit vom Kriegsende bis zur Gebietsreform
Im Januar 1946 findet in Minden eine Kommunalkonferenz unter Beteiligung der Militärregierung statt, in der es um die Klärung von Verwaltungs- und Personalfragen geht. Im Gemeinderat werden Pläne über die Unterstützung von Kriegsbeschädigten und von Bombengeschädigten diskutiert sowie Wohlfahrtsanträge genehmigt. Für die Bewältigung der Wohnungsnot wird eine Wohnungskommission gebildet, und es wird ein Flüchtlingsbetreuer beauftragt.
Am 15.09.46 findet die erste Kommunalwahl nach dem Kriege statt. Folgende Personen werden nach den Vorgaben des Kommandanten der britischen Militärregierung durch den Amtsdirektor Meyer als Gemeindevertreter von Todtenhausen vereidigt:
Friedrich Harke Nr. 145; Wilhelm Altvater Nr. 118; August Gieseking Nr. 236; Otto Wiese Nr. 143; Wilhelm Seele Nr. 113; Ferdinand Willharms Nr. 308; Luise Schwier Nr. n.n.; Hermann Korte Nr. 244; Wilhelm Sassenberg Nr. 205; Christian Schwier Nr. 196; Heinrich Schwier Nr. 286; Christian Schwier Nr. 32.
Der bisherige Bürgermeister Harke wird einstimmig in seinem Amt bestätigt.
Ferdinand Willharms Nr. 308 wird zum Standesbeamten gewählt; Stellvertreter ist Wilhelm Finze Nr. 99.
Parallel zum Aufbau einer funktionierenden Kommunalverwaltung, die die Probleme der Nachkriegszeit zu bewältigen versucht, entsteht in Todtenhausen auch wieder ein geschäftliches Leben. Bei der Gemeinde mehren sich die Anträge auf Genehmigung eines Gewerbes, über deren Erfordernis für die Gemeinde der Gemeinderat entscheidet. So wird z.B. eine Verkaufsstelle für Bürstenwaren genehmigt, wie auch der Vertrieb von Sensenschärfern, ein Großhandel für keramische Waren, ein Gemüse- und Gartenbaubetrieb sowie eine Mechanikerwerkstatt. Nicht genehmigt werden die Eröffnung eines Fuhrgeschäftes, einer Brotverkaufsstelle sowie einer Schlachterei.
1947
Im Mai 1947 wird der Ausbau des Driftenweges und des Franzosenweges wegen der großen Bedeutung für die Landwirtschaft beschlossen. Das Protokollbuch des Gemeinderates vermerkt im August 1947die geplante Verpachtung des Gemeindegeländes am Franzosenweg als Kleingartenpachtland zur Größe von je 1.000 qm.
Im November beginnen die Vorbereitungen für die Schulspeisung in der Volksschule.
1948
Zur Sicherstellung einer funktionsfähigen Marktwirtschaft kommt es am 21. Juni 1948 in Westdeutschland zur Währungsreform und zur Einführung der Deutschen Mark (DM).
Von nun an bessern sich auch in Todtenhausen langsam die wirtschaftlichen Verhältnisse.
1950
Die Wohnraumbeschaffung soll durch die Bereitstellung von Siedlungsgelände verbessert werden. So berichtet das MT am 04.01.1950 über 33 geplante Siedlungshäuser im Bereich des Denkmals in der Nähe des Wallfahrtsteiches; der erste Neubau (Alfred Wiese, Siedlerweg) ist bereits begonnen worden. Weitere 5 Wohnhäuser entstehen mit Hilfe der Schütte AG am Franzosenweg für Todtenhauser Einwohner, die bei dieser Firma beschäftigt sind.
Auch die dörfliche Gemeinschaft tritt wieder mehr in den Mittelpunkt. So wird im April 1950 ein Kranzreiten veranstaltet, und Anfang September 1950 steht die Gemeinde ganz im Zeichen des Erntefestes mit dem Schießen um den Erntekönig. Nach dem Festumzug verschiedener Erntewagen durch das Dorf geht es beim Kranzreiten am Franzosenweg um einen Gänsebraten („Gänsereiten“). Das Fest endet mit einem Erntefeuer und dem Tanz im Festzelt auf dem Sportplatz.
1951
Im März1951 verschwindet das letzte Strohdach in Todtenhausen mit dem Abriss der Scheune des 1753 erbauten Hauses Seele Nr. 12.
Zum Schuljahreswechsel tritt Rektor Engel in den Ruhestand und Dr. Heisler übernimmt die Schulleitung. Das Kollegium besteht damit aus den Lehrern Dr. Heisler, Achenbach, Morhoff, Lewin, Bruns und Stühmeier sowie Frl. Ergenzinger.
Im Juni lässt die Gemeinde auf dem Friedhof einen Gedenkstein zum Andenken an die Bombenopfer von Todtenhausen aufstellen. Beim Bombenangriff vom 26.10.1944 waren 13 Personen aus der Gemeinde ums Leben gekommen.
1952
Am 01.02.1952 endet die Zuständigkeit der Poststelle Wallfahrtsteich für den südlichen Teil von Todtenhausen; die gesamte Gemeinde wird nunmehr von der Poststelle Todtenhausen I versorgt.
In den Schulchroniken und Gemeinderatsprotokollen ist immer wieder von dem Wunsch der Gemeinde nach einer Badeanstalt an der Weser zu lesen, der bisher nicht umgesetzt werden konnte. So scheitert im Sommer 1952 auch die von der 8. Schulklasse zwischen zwei Buhnen angelegte Badegelegenheit an der Hude, da die Verunreinigungen der Weser durch die Mindener Abwässer ein Badeverbot zur Folge haben.
Ebenfalls im Sommer führt das Kreisgesundheitsamt in Todtenhausen eine Röntgenbild-Aktion zur Vorbeugung der Tbc durch. Die Gemeinde wird zur vollzähligen Teilnahme aufgefordert.
Am 14.08.1952 wird das sogenannte „Jugendheim“ am Sportplatz seiner Bestimmung übergeben. Der große Versammlungsraum soll den Todtenhauser Jugendlichen, aber auch allen kulturellen Vereinen der Gemeinde für Versammlungen und Vereinsabenden zur Verfügung stehen. Dadurch werden die Schulräume frei von derartigen Veranstaltungen. Auch das Gemeindebüro ist in diesem Hause untergebracht.
Die Schulchronik schreibt über die Entwicklung der Volksschule Todtenhausen in den Jahren 1952 bis 1954:
„Es galt in diesen Jahren geeignete Formen und Mittel zu finden für gute demokratische und christliche Erziehung. Das Angebot an Unterrichtsmitteln (Schulbücher) wurde von Jahr zu Jahr größer. Im Schulgarten (jetzt Lehrerdienstwohnung - am Friedhofseingang) wurde ein Freiluft-Unterrichtsplatz mit Bänken eingerichtet. Fischteich u. Freigehege (Eichhörnchen, Dohle, usw.) sowie Blumen- und Gemüsegarten fanden bei Schülern u. Erwachsenen starke Beachtung. Verantwortliche Gestaltung u. Pflege - Herr Stühmeier.“
1953
Am Alten Postweg werden 5 Bauplätze für Neubauten verkauft.
Die Fernsprechoberleitungen vom Nordfriedhof in Minden bis zum Thorn werden abgebaut, da die Leitungen in die Erde verlegt worden sind.
1954
Im Februar 1954 herrscht auf der zugefrorenen Weser ein reger Besucherverkehr zwischen Wietersheim und Todtenhausen.
Zur Bekämpfung einer Sperlingsplage wird in Todtenhausen, wie in anderen Gemeinden auch, eine Giftweizen-Aktion durchgeführt. Mindestens 750 Vögel werden Opfer dieser Maßnahme.
Im August eröffnet die Gaststätte Graßhoff in ihrem Garten den zweiten Campingplatz im Kreis Minden. Er bietet Platz für 30 Zelte.
Durch eine Reihe von Neubauten am Schinkenkamp, am Denkmal bei Lohrmann und am Hudeweg wird die Hausnummernzahl 400 überschritten.
1955
Schneetreiben und Glatteis führen Mitte Februar zu erheblichen Verkehrsstörungen. Die Dorfstraße ist vom Thorn bis zur Friedenseiche wegen Schneeverwehungen nicht passierbar.
Im Oktober wird beim Landwirt Rohlfing Nr. 34 eine Tiefgefrieranlage mit 26 Kühlfächern zu je 200 Litern Fassungsvermögen in Betrieb genommen. Sie dient zur Konservierung von Fleisch, Obst und Gemüse und wird von einer dazu gegründeten Gefriergemeinschaft betrieben.
1957
Im April wird die Hausnummerierung, die zum Jahresbeginn die Nummer 436 erreicht hatte und ein einfaches Zurechtfinden nicht mehr ermöglichte, durch die Einführung von Straßennamen ersetzt.
Im März beschließt der Gemeinderat die Schaffung von neuem Wohnraum durch den Bau eines sogenannten „Schlichthauses“. Vier bedürftige Familien sollen an der Großenheider Straße einziehen. Der Bau eines zweiten Schlichthauses am gleichen Ort wird im November1959 beschlossen.
Die Ölmühle des Landwirtes Rohlfing („Drülkers“) am Wallfahrtsteich wird abgebrochen und soll dem Mindener Museum zur Verfügung gestellt werden.
Der Anschluss der Gemeinde an den öffentlichen Nahverkehr verbessert sich durch die Einrichtung einer Buslinie der Mindener Kreisbahn (MKB) mit der Streckenführung vom Thorn über die Bundesstraße und Lohrmann nach Minden.
Der Gemeinderat beschließt die Anlegung eines Schulweges vom Eickhoff bis zur Dorfstraße parallel zur Bundestraße (heute: Thorenfeld), deren Nutzung wegen des gestiegenen Verkehrsaufkommens für Schulkinder zu gefährlich geworden ist.
1958
Im Februar beseitigt der Kampfmittelräumdienst an der Haselbeeke in der Nähe der Stätte Barner eine 1.000-Kilo-Bombe.
Am 16.07. wird erstmals der Müll der Gemeinde im Rahmen der eingeführten „staubfreien Müllabfuhr“ bei den Haushalten abgeholt. Als Deponieort dient ein ausgebaggertes Tonloch der Tonindustrie Heisterholz in der Nähe von Graßhoff.
Die von Christian Diekmann geleitete Volksbücherei hat einen Bestand von ca. 1.250 Büchern. Mehr als 250 ständige Ausleiher, davon etwa die Hälfte sind Kinder unter 14 Jahren, nehmen diese Bildungseinrichtung in Anspruch.
1959
Hundert Jahre nach Ihrer Erbauung erhält Valentins Mühle im Sommer 1959 an Stelle der Kuppel ein Flachdach. Die Flügel waren schon nach dem zweiten Weltkrieg demontiert worden, da eine Erneuerung nicht mehr lohnte und die Mühle auf Motorkraft umgestellt worden war.
Am 28.08. verstirbt der erste Pfarrer an der Christuskirche, Heinrich Küppermann, im Alter von 92 Jahren. Er war 35 Jahre in Todtenhausen tätig.
1960
Nach den negativen Erfahrungen mit dem Winterwetter der letzten Jahre beschließt der Gemeinderat am 18.01.1960 die Beschaffung von Schneezäunen für eine Strecke von 200 Metern für die Dorfstraße, um den regelmäßigen Busverkehr der MKB während der kalten Jahreszeit sicherzustellen.
Im März beginnt mit den Ausschachtungsarbeiten das seit langer Zeit größte Bauprojekt Todtenhausens, der Erweiterungsbau der Schule, verbunden mit dem Bau einer Turnhalle. Die Gesamtkosten sind mit 750.000 DM veranschlagt.
Nach einem erfolgten Um- und Anbau eröffnet das älteste Lebensmittelgeschäft Todtenhausens, die Bäckerei und Lebensmittelhandlung Vehlewald, am 01.07. ihre neuen Räume, die nach den modernsten Erkenntnissen als Selbstbedienungsladen eingerichtet sind.
Am 03.11. beschließt der Gemeinderat eine neue Friedhofsordnung, nach der auf dem Friedhof kein Grundeigentum mehr erworben werden kann. Bei Erbbegräbnissen muss das Grab nach Ablauf der Nutzungsdauer gegen Ausstellung einer Nutzungsurkunde neu erworben werden.
Auf einer 3 Morgen großen Wiese zwischen Sandgrube und Marienweg wird ein Spielplatz für die Kinder der Denkmalssiedlung am Wallfahrtsteich eingerichtet.
1961
Nach der am 19.03.1961 durchgeführten Kommunalwahl wird Christian Diekmann mit 9:1 Stimmen zum Bürgermeister gewählt; Friedrich Harke wird Stellvertreter.
Im April wird das 150 Jahre alte Fachwerkbauernhaus der Stätte Nr. 31 („Nikloages“) abgerissen.
Ende Mai zieht die Spar- und Darlehnskasse in ihren Neubau an der Kreisstraße, der das bisherige Kassengebäude neben dem Sportplatz an der Dorfstraße, das 1924/25 bezogen wurde, ersetzt.
In dem Neubaugebiet nördlich des Eickhoffs wird das erste Haus an der Feldstraße (heute: Thorenfeld) gerichtet.
1962
Am 23.01.1962 gerät Todtenhausen durch einen Mordfall in die Schlagzeilen. Im nördlichen Dorfbereich erschießt ein Mann aus Nordhemmern den Bruder seines Schwiegervaters. Nach einer Großfahndung der Polizei unter Mithilfe der Bundeswehr und der Forstverwaltung wird der Täter im Heisterholz festgenommen. Drei Tage später erhängt er sich in seiner Gefängniszelle.
Die ehemalige Schule II an der Großenheider Str. 13, später Kochschule, wird als Wohnhaus verkauft.
Anfang März wird der Erweiterungsbau der Volksschule, die gleichzeitig auch eine Turnhalle erhalten hat, im Rahmen einer Feierstunde seiner Bestimmung übergeben. Die Sitzungen des Gemeinderates und der Ausschüsse finden ab sofort im Lehrerzimmer der Schule statt.
Am 27.04. berichtet das MT vom Abbruch des Glockenturmes auf dem alten Schulgebäude an der Schulstraße. Damit verschwindet ein Stück Schul- und Dorfgeschichte, nachdem die fast 300 Jahre alte Glocke bereits im Zweiten Weltkrieg zum Einschmelzen abgeliefert werden musste.
Im Mai beschließt der Gemeinderat die Errichtung der ersten 3 Straßenlampen in Todtenhausen am Schölt und bei der alten Schule. In Zusammenarbeit mit dem EMR wird die Straßenbeleuchtung in den nächsten Jahren im ganzen Gemeindegebiet schrittweise weiter ausgebaut.
Im September vergibt der Gemeinderat den Planungsauftrag für eine Kanalisation in Todtenhausen.
In einer Feierstunde am Volkstrauertag wird an der Schulstraße das neue Ehrenmal für die 234 Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege aus Todtenhausen geweiht. Das Ehrenmal hat der Mindener Bildhauer Hans Möhlmann entworfen und ersetzt das bisherige Kriegerdenkmal an der heutigen Graßhoffstraße/Einmündung Schulstraße.
1964
Am 12.02.1964 berichtet das MT von dem erneuten Wunsch des Gemeinderates nach Errichtung einer Badeanstalt. Durch den Abbau von Sand für die Straßenbegradigung bei Graßhoff ist auf dem Gelände des Landwirtes Altvater am Thorn ein ca. 4 Morgen großer Teich mit natürlichem Zu- und Ablauf vorhanden. Der Wunsch kann aber erneut nicht umgesetzt werden. Bis der Teich einige Jahre später endgültig privat verpachtet wird, nimmt vor allem die Jugend die Bademöglichkeit im Sommer dankbar an, und im Winter ist er das ideale „Eislauf- und Hockeystadion“.
Am 19.05. beschließt der Gemeinderat die Einführung einer zweimal jährlich stattfindenden Sperrmüllabfuhr.
Ab November erhalten Besucher aus der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ / Ostzone / DDR) ein Begrüßungsgeld von je 30 DM.
1965
Die umfangreiche Erweiterung der Friedhofskapelle ist abgeschlossen; sie wird im April ihrer Bestimmung übergeben.
Die Wasserversorgung sowie die Abwasserbeseitigung werden überörtlich organisiert. Dazu gründen die Gemeinden Todtenhausen, Kutenhausen, Stemmer, Friedewalde, Meßlingen, Maaslingen und Südfelde im Sommer einen Wasserbeschaffungsverband. Der von Todtenhausen und Kutenhausen gegründete Abwasserverband beabsichtigt die Einleitung der Abwässer in das Kanalnetz der Stadt Minden, was im Frühjahr 1966 auch verwirklicht werden kann.
Im Sport kommt es ebenfalls zu einer überörtlichen Zusammenarbeit: der VFL Kutenhausen fusioniert zum 01.08. mit dem TFC Todtenhausen zum neuen Verein SVKT 07 (Spielvereinigung Kutenhausen/Todtenhausen 07).
Am 25.09. stirbt Ferdinand Kuhlmann („Beerns Ferdinand“) im Alter von 89 Jahren. Er übernahm 1914 das Amt des Standesbeamten von seinem Vater und übte es 25 Jahre lang aus.
1966
Am 26.01.1966 beschließt der Gemeinderat die Bebauungspläne Nr. 2 (östlich B61/ von Wallfahrtsteich bis Gräper) und Nr. 3 (Eickhoff).
Für den seit Bestehen des Standesamtes dritten Standesbeamten in Todtenhausen, Ferdinand Willharms, wird Günter Penningroth zum Nachfolger gewählt; den bisherigen Stellvertreter Rudolf Kuhlmann ersetzt Wilhelm Bredemeyer.
Die Schulreform wird auch in Todtenhausen mit einem Kurzschuljahr eingeleitet; der Schuljahresbeginn wird künftig der 01.08. sein.
1967
Am 13.07.1967 wird der Bebauungsplan Nr. 1 für das Gebiet Schinkenkamp/Hesterkamp mit 68 geplanten Wohnhäusern beschlossen.
Der Schulverband Todtenhausen/Kutenhausen übernimmt zum 01.08. die bisher selbständigen Volksschulen beider Orte als neue Gemeinschaftsschule Todtenhausen/Kutenhausen. Künftig bestehen an beiden Orten Grundschulen für das 1. bis 4. Schuljahr, während die Kinder der Klassen 5 bis 9 aus beiden Orten die Schule in Todtenhausen besuchen.
Zum Schuljahreswechsel geht Rektor Dr. Heisler nach 16 Jahren als Schulleiter in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Wilhelm Stühmeier.
Der Friedhof wird bis zum Hudeweg erweitert.
Die Renovierung der Christuskirche ist im Oktober abgeschlossen. Sie wird in einem Festgottesdienst erneut geweiht. Die bei der Renovierung entfernten Gedenktafeln für die Opfer des 1. Weltkrieges aus dem Altarraum werden einschließlich einer neu geschaffenen Tafel für die Opfer des 2. Weltkrieges an der hinteren Nordostseite der Kirche angebracht.
Die Kulturgemeinschaft Todtenhausen als Vereinigung aller Vereine und Institutionen in Todtenhausen wird am 08.12. beschlossen. Erster Vorsitzender ist Christian Diekmann. Zweck und Aufgabe dieser Kulturgemeinschaft ist die Koordinierung der kulturellen Tätigkeiten und Veranstaltungen der angeschlossenen Vereine und gegenseitige Unterstützung sowie Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen.
Der Bebauungsplan Nr. 5 (Düpestraße/Haselweg) wird als Satzung beschlossen.
Im Hinblick auf die in Nordrhein-Westfalen angestrebte große kommunale Gebietsreform beschließt der Gemeinderat einen Ausschuss zu bilden, bestehend aus 6 Ratsmitgliedern und dem Gemeindedirektor/ Amtsdirektor, um mit der Stadt Minden Verhandlungen über einen Anschluss der Gemeinde an die Stadt zu führen.
1968
Ab dem 01.08.1968 tritt die Gemeinde Stemmer dem Schulverband Todtenhausen/Kutenhausen bei; Stemmer wird zusätzlicher Standort der Grundschule.
Ein schweres Unwetter mit Hagel richtet Mitte Juni im nordwestlichen Teil von Todtenhausen wie auch in Kutenhausen, Südfelde und Wegholm erhebliche Schäden an. Straßen werden überflutet, dicke Bäume umgeworfen und die landwirtschaftlichen Flächen erheblich durch Regen und Sturm in Mitleidenschaft gezogen.
Am 31.08. unterschreibt Bürgermeister Diekmann den mit der Stadt Minden ausgehandelten Gebietsänderungsvertrag, in dem Minden der Gemeinde Todtenhausen in den ersten zehn Jahren insgesamt 2,4 Mill. DM für Investitionsmaßnahmen bereit stellt und die Realsteuersätze für 5 Jahre garantiert.
Auf Grund einer Verfügung des Regierungspräsidenten beschließt der Schulverband im Oktober die Bildung einer selbständigen Grundschule (Schulgebäude in Kutenhausen und Stemmer) und einer selbständigen Hauptschule mit dem Schulgebäude in Todtenhausen. Für den Transport der Schüler werden Schulbuslinien eingerichtet.
Ende des Jahres erfolgt der Zusammenschluss der beiden Todtenhauser Schützenvereine „Zum grünen Walde“ und „Zur Linde“ zum „Schützenverein Todtenhausen von 1908“.
1969
Im August 1969 erreicht die Einwohnerzahl von Todtenhausen die 3.000er-Marke.
Der Wallfahrtsteich wird im Sommer mit Abraum vom Bau der Mindener Nordbrücke verfüllt. In früheren Zeiten reichte das Wasser des Teiches zum Antrieb von „Drülkers“ Ölmühle; im Winter wurde er aufgestaut und mit der dadurch überschwemmten Wiese ein beliebter Treffpunkt der Jugend zum Eislaufen. Bei entsprechender Eisstärke holte die Aktienbrauerei Feldschlösschen seinerzeit aus dem Wallfahrtsteich in Stangen geschnittene Eisblöcke zur Kühlung der Getränke.
Für die Begradigung der Todtenhauser Dorfstraße wird im Herbst das 1834 erbaute Fachwerkhaus des Landwirtes Kuhlmann („Beerns“) abgerissen.
Nach der Kommunalwahl vom 09.11.1969 besteht der im Hinblick auf den bevorstehenden Anschluss der Gemeinde an die Stadt Minden letzte Gemeinderat von Todtenhausen aus folgenden Mitgliedern:
Wilhelm Bruns, Otto Buchholz, Christian Diekmann, Fritz Harke, Ernst Knüpfer, Friedrich Korte, Wilfried Müller, Walter Olm, Wilhelm Sassenberg, Friedrich Schwier (Dorfstraße), Fritz Schwier (Amerkamp), Hans-Joachim Stahlhut, Günter Witte.
Christian Diekmann wird einstimmig zum Bürgermeister wiedergewählt; Otto Buchholz ist sein Stellvertreter.
1970
Der folgende Eintrag vom 27.01.1970 in den Gemeinderatsprotokollen leitet das Ende der selbständigen Gemeinde Todtenhausen ein:
„Dem Vorschlag des Herrn Innenministers zur Gebiets- und Verwaltungsreform, der die Zuordnung der Gemeinde Todtenhausen zur Stadt Minden vorsieht, wird mit der Maßgabe zugestimmt, dass der Gebietsänderungsvertrag mit der Stadt Minden vom 31. August 1968 genehmigt wird.
Beschlußfassung: mit 9 Stimmen bei 1 Gegenstimme (Ratsmitglied Schwier, Dorfstraße 13) angenommen.“
1971
Im Sommer 1971 beginnt die Restaurierung der um 1730 erbauten Großenheider Windmühle, die als historisches Denkmal erhalten bleiben soll.
1972
Für den Ausbau der Kreuzung Todtenhauser Dorfstraße/Kreisstraße wird das Haus von Hermann Wiese („Stienen“) abgerissen.
Pfarrer Otto Jungcurt geht am 01.05.nach 35-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand.
Am 30.11. geht Schulhausmeister Christian Diekmann nach 42-jähriger Dienstzeit ebenfalls in den Ruhestand.
Christian Diekmann wird am 04.12. einstimmig zum Mitglied des beratenden Ausschusses des Rates der Stadt Minden gewählt.
In seiner letzten Sitzung am 22.12. beschließt der Rat der Gemeinde Todtenhausen, dass bei Inkrafttreten der Satzung über die Erhebung von Erschließungsbeiträgen „die dem Anbau und dem inneren Verkehr dienenden Straßen vorhanden, d.h. fertiggestellt sind“ und dass damit für diese Straßen keine Erschließungsbeiträge mehr zu zahlen sein werden.
Die Zuständigkeit des Amtsgerichtes für Todtenhausen geht mit Wirkung vom 1.1.1973 von Petershagen nach Minden über.
Vom 01.01.1973 an ist die Gemeinde Todtenhausen im Wege der Gebietsreform ein Ortsteil der Stadt Minden. 25 Straßen müssen umbenannt werden, um Doppelungen zu vermeiden.
1973 |
Die ehemalige Todtenhauser Müllkippe in der Nähe von Graßhoff wird eingeebnet und begrünt. |
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Bei der ersten Kommunalwahl nach der Gebietsreform kommt die SPD in Todtenhausen auf 1.260 Stimmen |
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Pfarrer Wolfhard Fräkem wird als dritter hauptamtlicher Pfarrer an der Christuskirche eingeführt. |
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Der Kindergarten für Todtenhauser und Kutenhauser Kinder am Roderweg wird unter der Trägerschaft der |
1974 |
Ortsvorsteher Christian Diekmann scheidet aus dem Rat der Stadt Minden aus. Sein Nachfolger als Stadtverordneter |
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Nachdem der Personenverkehr auf der Kreisbahnstrecke Minden-Petershagen eingestellt wurde, verbessert die |
1975 |
Todtenhausen ist nach und nach an die Kanalisation angeschlossen worden. |
1976 |
Der Dorfkern und der Bereich Eikhoff werden an die Wasserleitung angeschlossen. |
1977 |
Der Schießstand im Sportheim am Sportplatz wird eingeweiht. |
1978 |
Der Polizeiposten Todtenhausen/Kutenhausen (am Krähenwinkel) wird aufgelöst. |
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Die Chronik des Dorfes Todtenhausen ist fertig gestellt und wird von der Kulturgemeinschaft herausgegeben. |
1981 |
Anhaltender Starkregen sorgt besonders im Ortsteil Wittemoor für Überschwemmungen; |
1982 |
Nach dem Abbau der Schienen entsteht auf der ehemaligen Bahntrasse Minden-Uchte der MKB der Kreisradweg |
1983 |
Die Friedhofserweiterung um einen Hektar am Hudegrund ist abgeschlossen. |
1984 |
Der Ausbau der Straßen im Baugebiet am Schinkenkamp beginnt. |
1985 |
An der Düpestraße werden 40 Birnenbäume gepflanzt, um die Lücken des überalterten Bestandes zu füllen. |
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Der Radwanderweg an der Weser entlang vom Nordfriedhof bis Graßhoff wird ausgebaut. |
1986 |
Fritz Harke wird Nachfolger von Fritz Schwier als Ortsheimatpfleger. |
1987 |
Pfarrer Horst Fißmer wird neuer Pfarrer an der Christuskirche. |
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Für die Betreuung der Todtenhauser Mühlen wird eine örtliche Mühlengruppe gegründet. Eine der großen Aufgaben |
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Die Stadtwerke Minden übernehmen die Wasserversorgung der Stadtbezirke Todtenhausen, Kutenhausen und |
1990 |
Die Biologische Station auf dem Nordholz ist fertiggestellt und wird durch Umweltminister Klaus Matthiesen übergeben. |
1991 |
Die sanierte Valentins Mühle wird eingeweiht; sie hat nun wieder eine Haube und Flügel |
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Die Todtenhauser Abwässer werden über einen Schmutzwasser-Ringsammler zur Mindener Kläranlage geleitet |
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Das Munitionsdepot der Bundeswehr im Heisterholz ist aufgelöst worden |
1992 |
Ortsvorsteher und Erster stellv. Bürgermeister der Stadt Minden Günter Witte verstirbt. |
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Der Grünzug am Wallfahrtsteich erhält einen Fuß- und Radweg |
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Eine neue Poststelle für Todtenhausen und Kutenhausen wird im Schling eröffnet |
1993 |
Am Walver Acker entsteht ein neues Wohngebiet |
1995 |
Der neue Kindergarten am Flamingoweg wird eingeweiht |
1996 |
Der Erweiterungsbau der Hauptschule wird eingeweiht. |
1997 |
Altbürgermeister Christian Diekmann verstirbt |
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90 Jahre nach ihrer Einweihung wird die Christuskirche zum zweiten Mal renoviert |
1998 |
Die Todtenhauser Straße (B 61) erhält vom Denkmal bis zum Walver Acker einen Rad- und Gehweg |
2004 |
Ein Kreisel ersetzt die ehemalige Kreuzung Todtenhauser Dorfstraße/Graßhoffstraße |
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Ein Trägerverein übernimmt die Verwaltung des Dorfgemeinschaftshauses |
2006 |
Aus Anlass des 275-j. Bestehens der Großenheider Mühle wird der Kreismühlentag durch |
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Erwin Meyer wird neuer Ortsheimatpfleger als Nachfolger von Fritz Harke |
2007 |
Die Hauptschule wird Ganztagsschule. |
2009 |
Das Denkmal der Schlacht bei Minden wird restauriert |
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Die Stadt Minden richtet gemeinsam mit dem Bürgerbataillon, der Bundeswehr und britischen Streitkräften |
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Der Schul-Erweiterungsbau mit Mensa wird eingeweiht |
2010 |
Am Haselweg wird eine 20-Zentner-Bombe aus dem 2. Weltkrieg entschärft |
2011 |
Ein Historischer Arbeitskreis bildet sich innerhalb der Kulturgemeinschaft zur weiteren Erforschung |
2013 |
Die Einwohnerstatistik der Stadt Minden per 31.12.2012 weist für Todtenhausen |
2014 |
Die Boulebahn unter "Beerns Eichen" wird in Betrieb genommen. Der Bildhauer Peter Medzech stiftet eine |
2015 |
Ein etwa 3.400 Jahre altes Bronze-Beil wird auf einem Acker in Todtenhausen gefunden |
2020 |
Die Corona-Pandemie erreicht auch Todtenhausen. Das Dorfgemeinschaftshaus wird für Feiern geschlossen. |
2021 |
Die Ganztagshauptschule wird zum 31.07.2021 aufgelöst |
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An der B61 wird in Höhe der Finkenstraße ein Verkehrshelfersystem eingerichtet, damit die Kinder aus dem |
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Die Stadt muss wegen der Auflösung der Hauptschule Fördermittel in Höhe |
2022 |
Die Diakonie-Stiftung Salem übernimmt das Gebäude der ehemaligen Hauptschule und richtet dort |
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Auch Todtenhausen nimmt Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine auf |
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Pfarrer Fißmer geht nach 35 Jahren in den Ruhestand. Er war erst der vierte hauptamtliche Pfarrer |
2023 |
Der Friedhof wird zur Bremer Straße hin um 5.000 Quadratmeter erweitert. Es entsteht ein neues Gräberfeld der Stadt Minden |