Beschreibung aus „Chronik des Dorfes Todtenhausen“ von 1978
Durch den Verfall der Landwehr in diesem Zeitraum erfuhr das bäuerliche Leben einen erheblichen Aufschwung. Man interessierte sich für die guten alten Eschfluren Eickhof und Walveracker und nahm auch die bis dahin
ackerbaulich ungenützten Markengebiete Thorenfeld und Lerchenfeld in Kultur. Erstaunlich ist, dass dieses Gebiet nicht besiedelt wurde, denn es mussten lange Wirtschaftswege in Kauf genommen werden.
Durch die Nutzung zusätzlichen Landes hatten die Altbauern offenbar Verständnis für die Besiedlung der Mark, was bis dahin nicht geduldet wurde. Es entstanden 18 neue Markköttersiedlungen, Nr. 24 bis 41 - besonders im Bereich des Schölt zwischen Urdorf und Thorn. Die neuen Kampfluren waren aber wenig ertragreich, so dass manche neben der Landwirtschaft auch handwerklichen Tätigkeiten nachgehen mussten. Die Beinamen einiger, heute stattlicher Höfe geben davon Kunde (Schausters, Schnieders, Diskers). Besitzungen aus jener Entstehungszeit sind später zum Teil auch wieder eingegangen.
Eine erhebliche Verschiebung in der Besitzgröße erfolgte durch die Landnahme südlich der Landwehr und durch Kultivierung größerer Landstreifen der Mark im Norden, sogar schon nördlich des Hasselbaches.
Die Nummerierung der Höfe mit der steuerlichen Einstufung und Höhe der Abgaben begann erst 1680; später wurde sie in der Reihenfolge der zeitlichen Entstehung der Besitzungen fortgesetzt.
Die Hofanlage jener alten Zeit war auch bei den Halbmeiern recht bescheiden. Die Wohnstätten waren Lehmfachwerkbauten und meist gesondert davon Scheunen, Stätte, Speicher und Backhaus.
Der Viehbestand war auch recht gering. So hatte ein Bauer von einer etwa 60 Morgen großen Besitzung 3 - 4 Pferde, nur 3 - 4 Kühe, 2 - 3 Rinder und 4 - 6 Schweine. Die landwirtschaftliche Produktion war im 17. u. 18. Jahrhundert auf Anbau von Getreide, Winterrüben und Flachs beschränkt; der Ertrag war sehr gering und diente der eigenen Versorgung. Der Flachs wurde in allen Stufen für den eigenen Bedarf verarbeitet bis zum Spinnen und Weben von Leinenstoffen.
Das frühere Grundherrschaftssystem der Kirche hat sich Mitte des 17. Jahrhunderts erheblich gewandelt. Seit dem Übergang des Bistums Minden an den Kurfürsten zu Brandenburg (Großer Kurfürst; Denkmal in Minden) trat eine Erstarkung der Territorialgewalt ein. Es wurden durch Maßnahmen des Amtes in Petershagen (Todtenhausen -1653 Thodenhusen- gehörte zur Amtsdrostey Hofmeister) im 18. Jahrhundert weitere Kleinbauern angesetzt, die man Neubauern nannte. Sie haben sich in der Mark und in den Heidegebieten nördlich des Hasselbaches zum Teil noch zu größeren Bauernhöfen entwickeln können. Die Karte lässt schon deutlich das Schwinden der Waldgebiete in diesem Raum erkennen. Auch die Geländestreifen auf dem hohen Weserufer entlang der jetzigen Bundesstraße wurden kampartig urbar gemacht.
Der Alte Postweg führte vom Thorn ab an gut zwei Dutzend Häusern des Dorfes entlang durch das Hasselbachtal nach Petershagen. Der Übergang im Petersbachtal war wegen der steilen Hänge sehr erschwert.
Im Gegensatz zur zwangsläufigen Streusiedlung in Todtenhausen nahm die Dorfentwicklung in Kutenhausen einen anderen Verlauf. Die höher gelegenen und sich sanft neigenden Geländeflächen südlich der Landwehr gestatteten Landnahme und Kultivierung im geschlossenen Verband - auf der Rohen Breede und im Haversacke.
Um 15 Hofstätten wuchs das verhältnismäßig geschlossene Dorf besonders entlang des Weges nach Stemmer, der ursprünglich südlich des Dorfes auf dem trockenen Hang verlief. Erst später (s. Karte 1836) wurde die neue Straße entlang der alten Landwehr als Verbindung zwischen Todtenhausen und Stemmer angelegt. In der Mark, der Öster- und Westerheide, die als Hude und zur Plaggenentnahme benutzt wurde, begann man schon mit "kampartiger Kultivierung".